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Bürgergeld und Bundeshaushalt 2025: Wie viel Grundsicherung kann sich Deutschland leisten?

Der Bundeshaushalt 2025 sorgt für hitzige Debatten im Bundestag: Die geplanten Ausgaben für das Bürgergeld steigen auf ein Rekordniveau, während Union und Teile der Regierung auf Einsparungen drängen. Im Fokus steht die Frage, wie viel Grundsicherung sich der Staat künftig leisten kann – und will. Ein umfassender Überblick von Bürger & Geld, dem Magazin des Vereins Für soziales Leben e. V.

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Die Debatte um den Bundeshaushalt 2025 ist so kontrovers wie selten zuvor. Während die Bundesregierung mit Rekordausgaben plant, wächst der politische Druck, insbesondere beim Bürgergeld zu sparen. Die Frage, wie viel Grundsicherung der Staat künftig finanzieren kann und will, steht im Zentrum eines gesellschaftlichen und politischen Streits, der weit über den Bundestag hinausreicht.

Rekordausgaben im Bundeshaushalt 2025

Der Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 sieht Ausgaben von rund 503 Milliarden Euro vor – ein historischer Höchstwert. Knapp 52 Milliarden Euro davon sind für das Bürgergeld eingeplant, das damit zu den größten Einzelposten im Sozialetat zählt. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Kosten für das Bürgergeld um etwa fünf Milliarden Euro. Die Gründe dafür liegen vor allem in gestiegenen Lebenshaltungskosten, höheren Mieten und einer weiterhin angespannten Lage am Arbeitsmarkt.

Die Sozialausgaben insgesamt machen fast 40 Prozent des Bundeshaushalts aus. Besonders das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bleibt mit über 190 Milliarden Euro der ausgabenstärkste Bereich im Etat.

Details zum Bundeshaushalt finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums der Finanzen.

Union und Regierung: Der Streit um Einsparungen

Die steigenden Ausgaben rufen Kritiker auf den Plan: Die Union fordert deutliche Einsparungen beim Bürgergeld und eine Reform der Grundsicherung. Argumentiert wird, dass ein erheblicher Teil der Bürgergeldempfänger arbeitsfähig sei und stärker in den Arbeitsmarkt integriert werden müsse. CDU-Politiker sprechen von einem „erheblichen Einsparpotenzial“ und fordern, dass Fördern und Fordern stärker in den Mittelpunkt rücken. Auch die Verschärfung von Sanktionen für Leistungsbezieher, die Jobangebote ablehnen, steht zur Debatte.

Die Bundesregierung plant im Gegenzug, die Ausgaben für das Bürgergeld mittelfristig zu senken – etwa durch Reformen und strengere Kontrollen. Für 2026 sind Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro, für 2027 von weiteren drei Milliarden Euro vorgesehen.

Gesellschaftliche Auswirkungen und Kritik

Die Debatte um das Bürgergeld ist nicht nur eine Frage der Staatsfinanzen, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit. Sozialverbände warnen, dass viele Bürgergeldempfänger trotz Unterstützung unter dem Existenzminimum leben. Besonders Alleinerziehende und Familien geraten durch steigende Preise und Mieten unter Druck. Kritisiert wird, dass die geplanten Einsparungen die soziale Lage vieler Menschen weiter verschärfen könnten.

Gleichzeitig gibt es Stimmen, die das Bürgergeld als „Ungerechtigkeit gegenüber den Fleißigen“ bezeichnen und eine stärkere Differenzierung zwischen Bedürftigen und Arbeitsfähigen fordern.

Investitionen, Schulden und politische Prioritäten

Neben den Sozialausgaben plant die Bundesregierung Rekordinvestitionen in Verteidigung, Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz. Diese werden zum Teil durch eine hohe Neuverschuldung finanziert: Für 2025 sind 81,8 Milliarden Euro an neuen Krediten vorgesehen, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.

Die Finanzierung des Sozialstaats steht damit in Konkurrenz zu anderen politischen Prioritäten. Kritiker bemängeln, dass trotz Rekordausgaben zu wenig in soziale Innovation und Pflege investiert werde. Die Frage, wie viel Grundsicherung sich Deutschland leisten kann, bleibt damit auch eine Frage der politischen Weichenstellung für die kommenden Jahre.

Tabelle: Entwicklung der Bürgergeld-Ausgaben im Bundeshaushalt

JahrAusgaben Bürgergeld (Mrd. €)Anteil am Bundeshaushalt (%)Bemerkung
202346,89,6Einführung Bürgergeld
202447,09,7Steigende Lebenshaltungskosten
202552,010,3Rekordausgaben, politische Debatte

FAQ: Die wichtigsten Fragen zur Bürgergeld-Debatte

Was ist das Bürgergeld?

Das Bürgergeld ist die zentrale Grundsicherungsleistung für erwerbsfähige Menschen in Deutschland und ersetzt seit 2023 das frühere Hartz IV.

Warum steigen die Ausgaben für das Bürgergeld?

Hauptgründe sind gestiegene Lebenshaltungskosten, höhere Mieten und eine größere Zahl an Leistungsbeziehern. Auch die Integration von Geflüchteten spielt eine Rolle.

Welche Reformen werden diskutiert?

Diskutiert werden strengere Sanktionen, schnellere Überprüfung von Vermögen und Wohnkosten sowie eine stärkere Vermittlung in Arbeit.

Wie hoch ist das Einsparpotenzial?

Die Schätzungen gehen auseinander: Während die Union von zweistelligen Milliardenbeträgen spricht, rechnet die Bundesregierung mittelfristig mit Einsparungen von 1,5 bis 3 Milliarden Euro.

Welche Auswirkungen haben Kürzungen auf die Betroffenen?

Sozialverbände warnen, dass Kürzungen die Existenz vieler Menschen gefährden und die soziale Spaltung vertiefen könnten.

Fazit

Die Debatte um das Bürgergeld im Bundeshaushalt 2025 ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen in Deutschland. Zwischen dem Anspruch auf soziale Sicherheit und dem Druck zur Haushaltskonsolidierung steht die Frage, wie viel Grundsicherung sich der Staat leisten kann – und will. Die kommenden Monate werden zeigen, welche Kompromisse möglich sind und wie die Zukunft der sozialen Sicherung in Deutschland gestaltet wird.

Redakteure

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    Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich  abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.

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    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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