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Bürgergeld-Informationen der Arbeitsagentur künftig nur noch auf Deutsch – Folgen, Fakten und Experten-Einschätzung

Ab 2026 streicht die Bundesagentur für Arbeit fast alle fremdsprachigen Bürgergeld-Infos. Was das für Antragsteller bedeutet, wer besonders betroffen ist – und welche Hilfen es künftig noch gibt - wir zeigen dies hier auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V..

Die Bundesagentur für Arbeit wird ihre Bürgergeld-Infos perspektivisch ausschließlich auf Deutsch und in Leichter Sprache anbieten. Mehrsprachige Merkblätter – bisher ein wichtiger Service insbesondere für Migranten und Geflüchtete – werden ab 2026 abgeschafft. Warum erfolgt dieser Schritt gerade jetzt, welche Auswirkungen sind für betroffene Gruppen und Beratungsstellen zu erwarten, und wie läuft die Informationsvermittlung künftig ab?

Hintergrund: Bürgergeld-Infos bisher in vielen Sprachen

Bislang stellt die Arbeitsagentur ihre Informationsmaterialien zum Bürgergeld und andere Sozialleistungen nicht nur in Deutsch, sondern auch in neun Fremdsprachen bereit. Dazu gehören Arabisch, Bulgarisch, Englisch, Französisch, Farsi, Rumänisch, Russisch, Ukrainisch und Türkisch. Das Angebot umfasste Merkblätter, Ausfüllhilfen für Antragsformulare und Erklärvideos – wovon besonders Menschen mit wenig Deutschkenntnissen profitieren konnten.

Der Grund: Infolge von Zuwanderung und Fluchtbewegungen stieg die Nachfrage nach mehrsprachigen Informationen stark an. Die BA reagierte darauf mit dem „Produkt Kurzinformation zum Bürgergeld“, das in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stand. Nun wird dieser Service eingestellt.

Was ändert sich ab 2026?

Ab Januar 2026 wird die Bürgergeld-Kurzinformation der Bundesagentur für Arbeit nur noch auf Deutsch und in Leichter Sprache veröffentlicht. Die BA begründet dies mit dem Rückgang der Nachfrage und dem Ziel, Mitbürger zum Erlernen der deutschen Sprache zu motivieren. Ausfüllhinweise zu den Bürgergeld-Antragsformularen in Ukrainisch, Russisch und Englisch werden ebenfalls gestrichen.

Überblick der neuen Regelung:

BisherAb 2026
Merkblatt auf: Deutsch, Leichter Sprache, 9 FremdsprachenNur noch Deutsch, Leichte Sprache
Ausfüllhinweise: Ukrainisch, Russisch, EnglischAusfüllhilfen in Fremdsprachen entfallen

Diese Umstellung wird mit dem Bundesarbeitsministerium abgestimmt und schrittweise umgesetzt. Die englischsprachige Informationsseite soll laut BA vorerst bestehen bleiben, was der internationalen Kritik an „Sozialtourismus“ entgegenkommt, aber weiterhin Informationszugang für Ausländer bietet.

Folgen für Betroffene und Beratungspraxis

Die neue Praxis, keine Fremdsprachen-Infos zum Bürgergeld mehr von der Bundesagentur für Arbeit, kann aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden:

Chancen:

  • Förderung der deutschen Sprachkompetenz bei Antragsteller:innen
  • Stärkere Integration und Vereinheitlichung der Beratungspraxis
  • Einsparungen bei Verwaltung und Übersetzungsleistungen

Risiken:

  • Sprachbarrieren können die Antragsstellung und das Verstehen von Pflichten erschweren
  • Geflüchtete, Neuzuwanderer und Menschen mit geringen Sprachkenntnissen sind auf Fremdhilfe angewiesen
  • Beratungsstellen und Sozialverbände müssen mehr Übersetzungsarbeit leisten

Experten und Wohlfahrtsverbände kritisieren die Maßnahme der BA als integrationshemmend und warnen vor Problemen im Zugang zu Sozialleistungen. Besonders brisant: Laut aktuellen Zahlen sind fast die Hälfte aller Bürgergeld-Empfänger:innen keine deutschen Staatsbürger. Ohne fremdsprachige Infos steigt das Risiko von Fehlern im Antragsformular und somit auch Fehlbescheiden.

Der Verein Für soziales Leben e.V. schließt sich dieser Kritik an!

Digital und bürgernah? Das Jobcenter 2026

Im Zuge der Digitalisierung bietet die Arbeitsagentur mittlerweile zahlreiche Services online an – von der Antragstellung über die Kommunikation mit Berater:innen bis zu Upload-Funktionen für Dokumente. Die Umstellung auf deutsche Sprache wird von der Hoffnung begleitet, dass digitale Übersetzungsdienste und Apps künftig eine Brücke schlagen.

Die Bürgergeld-Anträge können weiterhin online ausgefüllt und verlängert werden, Beratungsstellen helfen mit Dolmetschern. Für viele Leistungsempfänger:innen wird es jedoch deutlich schwieriger, sich eigenständig zu informieren und rechtskonform zu handeln. Wahrscheinlich kommen nunmehr verstärkt Übersetzungsprogramme zum Einsatz.

Das Problem bleibt weiterhin die Erreichbarkeit der Jobcenter Mitarbeiter. In großen Städten wie z.B. Essen ist das fast unmöglich.

Zusammenfassung: Keine fremdsprachigen Bürgergeld Infos der Arbeitsagentur

Die strategische Entscheidung der Bundesagentur für Arbeit, Bürgergeld-Informationen künftig nur noch auf Deutsch anzubieten, markiert eine Wende in der deutschen Sozialverwaltung. Während sie Verwaltungskosten spart und Integration fördern soll, bringt sie auf der anderen Seite erhebliche Barrieren für ausländische Antragstellende mit sich.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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