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Neue Grundsicherung 2026: Wird das Bürgergeld wieder zum Hartz IV?

Von Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V.: Die Zukunft des Bürgergelds steht auf dem Spiel – Wirtschaftsvertreter fordern drastische Kürzungen und strengere Pflichten. Was das für Millionen Betroffene bedeutet, lesen sie hier.

Die politische und gesellschaftliche Diskussion um die Zukunft des Bürgergelds wird immer schärfer. Während die schwarz-rote Bundesregierung an einer Reform der Grundsicherung arbeitet, erhöht der CDU-Wirtschaftsrat den Druck – mit konkreten Sparforderungen und harten Auflagen.

Streit um Richtung der Sozialpolitik

Der CDU-Wirtschaftsrat fordert eine Neuausrichtung der Sozialpolitik: weniger Geld, mehr Druck auf Arbeitssuchende. Generalsekretär Wolfgang Steiger sagte laut Augsburger Allgemeiner, die bisherigen Reformpläne des Koalitionsausschusses reichten „nicht aus“.

In einem Positionspapier verlangt der Verband, Empfängerinnen und Empfänger der Grundsicherung müssten künftig eigene Anstrengungen zur Überwindung der Notlage nachweisen. Nur wer nachweislich mitwirkt, soll künftig volles Geld bekommen.

Arbeitsbereitschaft soll überprüft werden

Der Wirtschaftsrat schlägt laut Südkurier verpflichtende Arbeitsgelegenheiten im öffentlichen Interesse vor – eine Art „Prüfstein für Leistungswilligkeit“. Wer sich diesen Maßnahmen verweigere, könne mit Sanktionen rechnen.

Das klingt nach einem klaren Kurswechsel: weg von Unterstützung, hin zu mehr Kontrolle. Innerhalb der sozialen Hilfssysteme regt sich Widerstand – Experten sehen eine Rückkehr zur Logik von „Fordern und Fördern“, nur mit schärferem Fokus auf das Fordern.

Rücknahme der Bürgergeld-Erhöhungen gefordert

Kritik richtet sich vor allem gegen die Erhöhung der Regelsätze zum Januar 2024. Diese waren um rund zwölf Prozent gestiegen – ein Plus von 61 Euro monatlich.

Der CDU-Wirtschaftsrat hält diese Erhöhung für übertrieben. Nach Ansicht der Organisation hätten die „übermäßigen Steigerungen der Grundsicherung unter der Ampelkoalition“ zu Fehlanreizen geführt.

Laut Wirtschaftsrat könne eine Senkung der Sätze gleichzeitig zur Konsolidierung des Bundeshaushalts beitragen. „Spielräume zur Entlastung der Leistungsträger“ sollen durch diese Einsparungen entstehen.

Finanzielle Dimension der Forderungen

Nach Berechnungen des Wirtschaftsrats ließe sich der Bundeshaushalt um bis zu 30 Milliarden Euro entlasten, wenn ein Viertel der rund 3,9 Millionen erwerbsfähigen Bürgergeld-Berechtigten wieder in Arbeit käme.

MaßnahmeErwartete WirkungGeschätzte Einsparung
Strengere MitwirkungspflichtenMehr Aktivierungen10 Mrd. €
Kürzung der Regelsätze um 10 %Haushaltsentlastung12 Mrd. €
Arbeitsgelegenheiten im öffentlichen InteresseBeschäftigungseffekt8 Mrd. €
Gesamteinsparung laut CDU-Wirtschaftsratca. 30 Mrd. €
Diese Kalkulationen sind politisch umstritten und treffen auf scharfe Kritik aus Sozialverbänden und Gewerkschaften.

Sozialverbände warnen vor Armutsspirale

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband warnt, eine Kürzung der Regelsätze würde „Hunderttausende in neue Armut treiben“. Auch der DGB betonte, das Bürgergeld sei schon heute kein Luxus, sondern das Existenzminimum.

Der Verein Für soziales Leben e. V. meint: „Eine Politik, die die Schwächsten bestraft, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um Menschen.“

Regierung arbeitet an neuem Modell

Nach Informationen aus Regierungskreisen arbeitet die schwarz-rote Koalition derzeit an einer Neuauflage der Grundsicherung, die ab 2026 gelten soll. Im Gespräch sind verstärkte Eingliederungsmaßnahmen, Kombilohn-Modelle und eine leistungsgerechtere Staffelung der Regelsätze.

Ein Regierungsbericht soll noch im November vorgelegt werden – doch klar ist: Die politischen Gräben zwischen sozialer Verantwortung und fiskalischer Strenge werden tiefer.

FAQ zur Bürgergeld-Debatte

Warum steht das Bürgergeld erneut in der Kritik?

Weil wirtschaftsnahe Kreise fordern, Ausgaben zu senken und den Arbeitsanreiz zu erhöhen. Sie sehen die jetzige Regelung als zu großzügig.

Was spricht gegen eine Kürzung der Regelsätze?

Sozialverbände warnen, viele Empfänger könnten ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken. Bereits jetzt liegen viele kaum über der Armutsgrenze.

Wird das Bürgergeld abgeschafft?

Nein, aber es soll in eine neue Grundsicherung überführt werden. Wie streng die Regeln werden, hängt vom Ausgang der Koalitionsverhandlungen ab.

Ab wann gelten mögliche Änderungen?

Frühestens 2026. Der Gesetzgebungsprozess steht noch ganz am Anfang.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Sparzwang und sozialer Verantwortung

Die Forderungen des CDU-Wirtschaftsrats verschärfen die ohnehin hitzige Debatte. Während Befürworter von Effizienz reden, fürchten Kritiker soziale Kälte. Entscheidend wird, ob die Regierung einen Kompromiss findet, der sowohl Leistungswillen stärkt als auch Lebensrealitäten respektiert.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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