Deutschland zählt zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen weltweit. Gerade Haushalte mit geringem Einkommen – allen voran Bürgergeld-Empfänger – stehen dadurch vor enormen finanziellen Herausforderungen. Doch warum ist Strom in Deutschland so teuer? Und wie können besonders betroffene Bürgerinnen und Bürger reagieren?
Ursachen für hohe Strompreise in Deutschland
Mehrere Faktoren führen dazu, dass Strom aus deutschen Steckdosen im europäischen Vergleich so teuer ist:
- Hohe Abgaben und Steuern: Fast die Hälfte des Strompreises entsteht durch Steuern, Abgaben und Umlagen wie Mehrwertsteuer, Stromsteuer und die Umlage für erneuerbare Energien.
- Netzentgelte: Der Ausbau und die Wartung der Stromnetze kosten viel Geld, das an die Endkunden weitergegeben wird.
- Beschaffungskosten: Die Preise an den Strombörsen sind zuletzt deutlich gestiegen, auch wegen internationaler Krisen.
- Kosten für Energiewende: Der Umbau auf erneuerbare Energien ist aufwändig und wird durch Umlagen finanziert.
- Regionale Unterschiede: Je nach Bundesland variieren die Preise, meist wegen unterschiedlicher Netzkosten.
Wie viel geht wirklich an Steuern und Abgaben?
Nach aktuellen Berechnungen setzt sich der Strompreis für private Haushalte etwa wie folgt zusammen:
Kostenanteil | Anteil am Strompreis (ca.) |
---|---|
Steuern & Abgaben | 46% |
Netzentgelte | 24% |
Strombeschaffung | 23% |
Vertrieb | 7% |
Die Werte sind Durchschnittswerte und können je nach Anbieter und Region variieren.
Auswirkungen für Bürgergeld-Empfänger
Bürgergeld-Empfänger sind besonders betroffen, da das Regelsatz-Budget für Energie oft nicht ausreicht, um die tatsächlichen Stromkosten zu decken. Während die Kosten für Heizung meistens übernommen werden, müssen Bürgergeld-Empfänger Strom für Haushaltsgeräte, Licht und Kommunikation aus dem Regelsatz bezahlen. Angesichts der gestiegenen Preise bedeutet das: Viele müssen an anderer Stelle verzichten.
Stromkosten im Verhältnis zum Bürgergeld
Der aktuelle Regelsatz für eine alleinstehende Person beträgt rund 563€ (Stand: 2025). Für “Energie, Strom und Wohnungsinstandhaltung” sind davon nur ca. 45–50€ monatlich vorgesehen, während ein Haushalt oft deutlich mehr für Strom ausgeben muss.
Politik und Entlastung – Was wurde unternommen?
Um sozial Schwächere zu entlasten, gab es in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen wie einen einmaligen Energiepreispauschale oder die Abschaffung der EEG-Umlage. Allerdings zeigen Analysen, dass die allgemeinen Stromkosten weiterhin steigen, sodass die staatlichen Entlastungen für viele nicht ausreichen.
Was kann man als Bürgergeld-Empfänger tun?
- Tarife vergleichen: Ein Anbieterwechsel lohnt sich oft. Online-Vergleichsportale helfen, günstigere Angebote zu finden.
- Strom sparen: Energiesparende Haushaltsgeräte und das bewusste Ausschalten von Standby-Geräten senken die Kosten.
- Hilfsangebote nutzen: Beratungsstellen, wie etwa die Verbraucherzentrale oder der Caritas-Energiecheck, helfen beim Energiesparen.
- Nachzahlung vermeiden: Bei hohen Nachzahlungen sollte frühzeitig Kontakt zum Jobcenter aufgenommen und ein Antrag auf Übernahme der Mehrkosten gestellt werden.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Stromkosten und Bürgergeld
Wer bezahlt den Strom beim Bürgergeld?
Der Strom für den Haushalt muss aus dem regulären Bürgergeld-Regelsatz gezahlt werden. Das Jobcenter übernimmt in der Regel nur Heizkosten.
Was tun bei einer Strom-Nachzahlung, die ich nicht bezahlen kann?
Unbedingt sofort das Gespräch mit dem Jobcenter suchen und auf die Problematik hinweisen. Im Ausnahmefall kann ein Darlehen für Stromschulden beantragt werden.
Darf das Jobcenter die Stromkosten übernehmen?
Nein, nur in Einzelfällen und in Form eines Darlehens bei akuter Gefahr der Stromsperre.
Welche Hilfen gibt es für Menschen mit sehr geringem Einkommen?
Neben Einzelfallhilfen (z. B. Darlehen) bieten Beratungsstellen wie Caritas oder Verbraucherzentralen Tipps zum Energiesparen und helfen, Zuschüsse oder Sozialtarife zu beantragen.
Wie lässt sich effizient Strom sparen?
Alte Geräte ersetzen, LED statt Glühbirnen nutzen, Standby-Modus vermeiden, bewusst Geräte ausschalten und regelmäßig Stromanbieter wechseln.
Wie geht es weiter?
Die Energiewende ist unumkehrbar, aber sozial ausgewogene Lösungen sind dringend notwendig. Die Politik steht vor der Aufgabe, die Strompreise langfristig zu stabilisieren und besonders Menschen mit geringem Einkommen gezielt zu entlasten. Bis dahin bleibt es wichtig, alle Spartipps zu nutzen und Angebote zum Wechsel und zur Unterstützung wahrzunehmen.