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Schwerbehinderung: Überprüfungsantrag kann fatale Folgen haben – Das sollten Sie wissen!

Ein Überprüfungsantrag auf Schwerbehinderung kann sinnvoll sein, birgt aber auch erhebliche Risiken. Wer eine Neubewertung seines Grades der Behinderung oder zusätzlicher Merkzeichen beantragt, muss mit einer vollständigen Überprüfung rechnen – und im schlimmsten Fall mit der Herabstufung oder Aberkennung des Schwerbehindertenstatus. In diesem Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., erfahren Sie, welche negativen Folgen ein Überprüfungsantrag haben kann und worauf Sie unbedingt achten sollten.

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Ein Überprüfungsantrag auf Schwerbehinderung erscheint vielen Betroffenen als logischer Schritt, wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtert oder ein höherer Grad der Behinderung (GdB) oder ein zusätzliches Merkzeichen angestrebt wird. Doch Vorsicht: Ein solcher Antrag kann unerwartete und gravierende Nachteile mit sich bringen!

Was ist ein Überprüfungsantrag?

Mit einem Überprüfungsantrag (auch Verschlimmerungsantrag oder Neufeststellungsantrag genannt) wird das Versorgungsamt gebeten, den bestehenden GdB oder die Merkzeichen neu zu bewerten. Ziel ist meist die Anerkennung einer Verschlechterung des Gesundheitszustands und damit ein höherer GdB oder zusätzliche Nachteilsausgleiche.

Welche Risiken bestehen?

  • Komplette Neubewertung: Das Amt prüft nicht nur die neue Diagnose, sondern den gesamten Aktenstand. Dabei kann es auch zu einer Herabstufung oder sogar Aberkennung der bisherigen Schwerbehinderung kommen – selbst wenn nur ein zusätzliches Merkzeichen beantragt wird.
  • Verlust wichtiger Vorteile: Wird der GdB unter 50 gesenkt, droht der Verlust des Schwerbehindertenstatus. Damit entfallen Ansprüche auf steuerliche Erleichterungen, Zusatzurlaub, besonderen Kündigungsschutz und vor allem die Möglichkeit, früher in Altersrente zu gehen.
  • Finanzielle Einbußen: Besonders kritisch ist ein Überprüfungsantrag kurz vor dem geplanten Rentenbeginn. Wird die Schwerbehinderung aberkannt, kann die gesamte Rentenplanung hinfällig werden und der Anspruch auf die günstigere Altersrente für schwerbehinderte Menschen entfällt.
  • Aktuelle Bewertungskriterien: Für viele Erkrankungen gelten heute andere Maßstäbe als früher. So kann es passieren, dass der bisherige GdB nach der aktuellen Rechtslage niedriger ausfällt – ein Beispiel ist Diabetes, bei dem früher ein GdB von 50 Standard war, heute aber nicht mehr automatisch vergeben wird.

Wann ist ein Überprüfungsantrag sinnvoll?

Ein Überprüfungsantrag sollte nur gestellt werden, wenn eine eindeutige und nachweisbare Verschlechterung des Gesundheitszustandes vorliegt und dies durch aktuelle medizinische Befunde belegt werden kann. Eine vorherige Beratung durch einen Fachanwalt oder Sozialverband ist dringend zu empfehlen, um Risiken individuell abzuschätzen.

Tipps für Betroffene

  • Sorgfältig abwägen: Prüfen Sie, ob wirklich neue, gravierende gesundheitliche Einschränkungen vorliegen und lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten.
  • Befunde sammeln: Stellen Sie sicher, dass alle medizinischen Unterlagen aktuell und aussagekräftig sind.
  • Strategisch vorgehen: Wer kurz vor dem Rentenbeginn steht, sollte einen Überprüfungsantrag erst nach Bewilligung der Altersrente für schwerbehinderte Menschen stellen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
  • Beratung nutzen: Nutzen Sie die kostenlose Beratung von Sozialverbänden oder Fachanwälten, bevor Sie einen Antrag stellen.

Zusammenfassung: Überprüfungsantrag Schwerbehinderung mit negativen Folgen

Ein Überprüfungsantrag auf Schwerbehinderung kann im Einzelfall sinnvoll sein, birgt aber erhebliche Risiken. Ohne fundierte medizinische Nachweise und strategische Planung drohen der Verlust des Schwerbehindertenstatus und damit verbundene finanzielle Nachteile. Holen Sie unbedingt vor einem solchen Antrag fachlichen Rat ein, sprechen Sie mit Ihrem Arzt!

Redakteure

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    Sabine Martholt hat Recht und Journalismus studiert und fundierte Kenntnisse im Bereich des Sozialrechts und des Rentenrechts. Beide Rechtsgebiete sind gleichzeitig ihr Hobby, wie sie gern verrät. Bereits vor ihrem ersten Volontariat bei einer Zeitung hat sie sich dem Schreiben gewidmet. Die Entwicklung des Sozialrechts in Deutschland hat sie mit großer Aufmerksamkeit, manchmal aber auch mit Kopfschütteln verfolgt – wie sie selbst sagt. Sie schreibt seit vielen Jahren für unser Online-Magazin. Gute Recherche und die eigene Meinung – beides ist ihr wichtig.

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    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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