Was ist ein Vorschuss beim ALG 1?
Ein Vorschuss ist eine vorläufige Zahlung, die die Zeit überbrücken soll, bis dein ALG‑1‑Antrag vollständig geprüft und bewilligt ist. Rechtsgrundlage ist grundsätzlich § 42 SGB I (Vorschüsse) in Verbindung mit den speziellen Regelungen des SGB III, etwa zu vorläufigen Entscheidungen nach § 328 SGB III.
Die Bundesagentur für Arbeit darf einen Vorschuss zahlen, wenn ein Antrag vorliegt, ein Anspruch voraussichtlich besteht, die endgültige Entscheidung aber noch nicht möglich ist (z. B. wegen fehlender Unterlagen). Die gezahlten Beträge werden später mit dem „normalen“ Arbeitslosengeld verrechnet oder – falls sich kein Anspruch ergibt – zurückgefordert.
Wann gibt es einen Vorschuss?
Typische Fälle sind, wenn die Bearbeitung deines ALG‑1‑Antrags länger dauert, weil z. B. die Arbeitsbescheinigung des Arbeitgebers fehlt, Unterlagen von Krankenkasse oder Finanzamt noch nicht vorliegen oder eine mögliche Sperrzeit geprüft wird. In solchen Konstellationen kann die Agentur einen Vorschuss zahlen, wenn klar ist, dass grundsätzlich ein ALG‑1‑Anspruch besteht (z. B. wegen ausreichender Versicherungszeiten).
Wichtig ist eine nachweisbare finanzielle Notlage: etwa wenn Miete, Strom oder andere laufende Kosten ohne Leistung nicht mehr bezahlt werden können. Je klarer du belegst, dass du unverschuldet in der Situation bist (z. B. weil der Arbeitgeber trödelt), desto eher wird das Ermessen der Agentur zugunsten eines Vorschusses ausgeübt.
Rechtliche Grundlagen und Grenzen
Die Grundlage bildet § 42 SGB I: Danach können Leistungsträger Vorschüsse zahlen, wenn die Anspruchsvoraussetzungen wahrscheinlich erfüllt sind und die endgültige Feststellung noch nicht möglich ist. Die Höhe legt die Agentur „nach pflichtgemäßem Ermessen“ fest; ein Vorschuss bis etwa zur zu erwartenden Leistungshöhe ist möglich, aber nicht zwingend.
Hinzu kommt die Möglichkeit einer vorläufigen Entscheidung nach § 328 SGB III, mit der die Agentur das Arbeitslosengeld zunächst nur „vorläufig“ bewilligt, wenn einzelne Punkte (z. B. Sperrzeit, genaue Höhe) noch offen sind. Stellt sich später heraus, dass kein oder nur ein geringerer Anspruch bestand, müssen überzahlte Beträge erstattet werden.
Wie beantragt man einen Vorschuss?
Ein Vorschuss wird nicht automatisch immer gezahlt, du kannst aber aktiv einen Antrag stellen – schriftlich, persönlich in der Agentur oder über das Online-Postfach. Empfehlenswert ist ein kurzer, klarer Antrag mit Bezug auf § 42 SGB I und/oder eine vorläufige Entscheidung nach § 328 SGB III.
Diese Punkte sollten im Antrag stehen:
- Hinweis, dass ein ALG‑1‑Antrag bereits gestellt wurde.
- Begründung, warum ein Anspruch dem Grunde nach besteht (Beschäftigungszeiten, Beitragszahlung).
- Schilderung der Notlage (offene Miete, Mahnungen etc.) und fehlendes eigenes Verschulden (z. B. ausstehende Arbeitgeberbescheinigung).
Musterformulierung: “Ich beantrage einen Vorschuss auf mein Arbeitslosengeld und begründe dies wie folgt: …..”
Wie hoch ist der Vorschuss – und muss man ihn zurückzahlen?
Die Höhe des Vorschusses orientiert sich am voraussichtlichen ALG‑1‑Anspruch und wird von der Agentur im Einzelfall festgelegt. Möglich ist, dass bis zu etwa der Hälfte der erwarteten Leistung als Vorschuss gezahlt wird; eine feste Prozentgrenze gibt es im Gesetz aber nicht.
Der Vorschuss ist keine zusätzliche Leistung: Er wird mit den späteren ALG‑1‑Zahlungen verrechnet. Ergibt sich nach der endgültigen Prüfung, dass dir weniger oder gar kein Arbeitslosengeld zusteht (z. B. wegen Sperrzeit oder fehlender Anwartschaftszeit), kann die Agentur den Vorschuss ganz oder teilweise zurückfordern.
Vorschuss bei laufendem ALG‑1‑Bezug
Ein Vorschuss ist vor allem zu Beginn der Arbeitslosigkeit wichtig, wenn der erste Bescheid noch aussteht. Bei bereits laufendem ALG‑1‑Bezug sind Vorschüsse wegen einmaliger finanzieller Notlagen grundsätzlich nicht durchsetzbar.
Wenn kurzfristig eine Zahlung ausbleibt oder sich verspätet (z. B. wegen technischer Probleme), korrigiert die Agentur dies meist durch eine schnelle Nachzahlung, ohne formellen Vorschuss. Nur wenn eine echte Entscheidungslücke entsteht und gleichzeitig Existenzgefährdung vorliegt, kommt erneut ein Vorschuss in Betracht.
Vorschuss bei einer Sperrzeit?
Liegt eine Sperrzeit vor, kann kein Vorschuss auf Arbeitslosengeld beantragt werden. Es besteht dann die Möglichkeit, Bürgergeld (Grundsicherung für Arbeitsuchende) beim zuständigen Jobcenter zu beantragen. Gleiches gilt, wenn das Arbeitslosengeld nicht ausreicht, um den eigenen Unterhalt bzw. den der Familie zu decken.


