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Wie viele Kinder muss ich haben, um später von der Mütterrente leben zu können?

Wie viele Kinder braucht es, um im Alter allein von der Mütterrente zu leben? Bürger & Geld – das Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V. – hat gerechnet, was Mütter wirklich erwartet.

Wer Kinder großgezogen hat, bekommt im Alter durch die sogenannte Mütterrente mehr gesetzliche Rente. Doch kann diese Anerkennung tatsächlich zur Lebensgrundlage werden? Mit der Rentenanpassung 2025 und dem neuen Rentenpunktwert von 40,79 Euro ergeben sich neue Berechnungen – und neue Illusionen.

Was bedeutet Mütterrente überhaupt?

Die Mütterrente ist keine eigene Rentenart, sondern ein Zuschlag innerhalb der gesetzlichen Altersrente. Sie honoriert die Erziehung von Kindern durch zusätzliche Entgeltpunkte. Für jedes Kind erhält die Mutter – oder der Vater – eine bestimmte Anzahl an Rentenpunkten.

Kinder, die vor 1992 geboren wurden, bringen aktuell 2,5 Punkte, Kinder nach 1992 bringen 3 Punkte. Diese Punkte werden mit dem jeweils gültigen Rentenwert multipliziert – seit dem 1. Juli 2025 beträgt dieser 40,79 Euro (bundeseinheitlich).

Mütterrente 3: Das ändert sich ab 2026

Mit der geplanten Mütterrente 3 soll es zu einer Gleichstellung kommen: Auch ältere Kinder (vor 1992 geboren) zählen dann mit 3 Punkten. Damit steigt der monatliche Zuschlag pro Kind um rund 1,5 Punkte, also 61,18 € zusätzlich – pro Kind.

Das Bundesministerium für Arbeit betonte, die Reform schaffe „mehr Gerechtigkeit für ältere Mütter, die jahrzehntelang benachteiligt wurden“.

So viel bringt die Mütterrente 2025 wirklich

Die Mütterrente erhöht die monatliche Altersrente um folgende Beträge  – je Kind – bei einem Rentenpunktwert von 40,79 Euro:

Anzahl KinderVor 1992 (2,5 Pkt.)Nach 1992 (3 Pkt.)Mütterrente 3 (3 Pkt.)
1101,98 €122,37 €122,37 €
2203,95 €244,74 €244,74 €
3305,93 €367,11 €367,11 €
4407,90 €489,48 €489,48 €
5509,88 €611,85 €611,85 €
6611,85 €734,22 €734,22 €
101.019,75 €1.223,70 €1.223,70 €
Selbst bei fünf Kindern liegt der Zuschlag also bei rund 610 Euro im Monat. Das ist zwar eine beachtliche Summe – aber als alleinige Lebensgrundlage? Kaum.

Kann man allein davon leben?

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts liegen die monatlichen Lebenshaltungskosten einer alleinstehenden Rentnerin 2025 bei ca. 1.300 Euro (inklusive Miete, Strom, Essen, Krankenkasse).

Selbst bei der Mütterrente 3 ergibt sich:

  • 3 Kinder: rund 367 € monatlich
  • 5 Kinder: rund 612 € monatlich
  • 10 Kinder: rund 1.224 € monatlich

Erst ab zehn Kindern könnte also theoretisch die Mütterrente alleine den Lebensbedarf decken – vorausgesetzt, die Mutter erhält keine weitere Rente.

„Die Mütterrente ist Dankeschön und nicht Existenzsicherung“, erklärte Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, laut der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Die sozialen Folgen im Blick

Viele Mütter, vor allem aus Geburtsjahrgängen zwischen 1950 und 1970, haben lange nur Teilzeit gearbeitet. Ihre reguläre Altersrente bleibt daher niedrig. Mit der Mütterrente verbessert sich ihre Lage spürbar, aber sie entkommt kaum der Armutsgrenze.

Laut Deutschem Institut für Altersvorsorge erhalten Frauen, die vor 1990 geboren wurden und zwei Kinder erzogen, im Durchschnitt nur ca. 980 Euro Rente. Durch die Mütterrente steigen sie oft nur knapp über den Grundrentenzuschlag.

Sozialverbände wie der VdK kritisieren, dass die Regelung „symbolische Wertschätzung ohne materielle Sicherheit“ sei.

Mütterrente 3: Gerechter, aber nicht ausreichend

Für viele Frauen ist die Mütterrente 3 ein Fortschritt – vor allem, weil ältere Geburten endlich gleichgestellt werden. Doch auch nach der Reform wird der Zuschlag kaum ausreichen, um eigenständig über die Runden zu kommen.

So rechnete die Frankfurter Rundschau: Selbst bei vier Kindern und voller Gleichstellung liege die Summe noch „unterhalb der Armutsrisikoschwelle bei über 65‑Jährigen“.

Das Fazit vieler Rentenexperten lautet daher: Mütterrente 3 ist Anerkennung, schafft aber keine soziale Unabhängigkeit.

Tipps: So holen Mütter das Maximum heraus

Wer seine Kindererziehungszeiten lückenlos erfassen lässt, profitiert voll. Wichtig sind:

  • Antrag bei der Deutschen Rentenversicherung (Vordruck V0800)
  • Kontrolle über die jährliche Renteninformation
  • Ggf. Nachweis bei älteren Geburten nachreichen

Ab 2026 werden Nachzahlungen automatisch umgerechnet, sobald Mütterrente 3 gilt.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie viel ist ein Rentenpunkt 2025 wert?

Seit dem 1. Juli 2025 beträgt der aktuelle Rentenwert 40,79 Euro, bundesweit einheitlich.

Wann kommt die Mütterrente 3?

Nach Regierungsplan soll sie 2026 schrittweise eingeführt werden.

Bekommen Väter auch Mütterrente?

Ja. Wenn der Vater das Kind überwiegend erzogen hat, kann er diese Rentenpunkte erhalten.

Muss ich Mütterrente beantragen?

Nein, sie wird automatisch mit den anerkannten Kindererziehungszeiten berechnet.

Zählt die Pflege von Enkelkindern mit?

Nein, nur direkte Kindererziehung – für Enkelkinder gilt ggf. Pflegezeitregelung.

Fazit: Wertvolle Anerkennung, aber keine Lebensgrundlage

Die Mütterrente ist ein starkes Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung. Doch wer glaubt, davon unabhängig leben zu können, wird enttäuscht. Selbst mit der Mütterrente 3 bleibt sie ein Bonus, nicht die Basis.

Nur in Kombination mit regelmäßiger Erwerbsarbeit, betrieblicher Rente oder privater Vorsorge ermöglicht sie finanzielle Sicherheit. Kinder großzuziehen ist also unbezahlbar – und genau das spiegelt auch die Mütterrente wider.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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