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Rekord: Über 18.000 Menschen über 100 erhalten Rente – Was bedeutet das für unsere Altersvorsorge?

In Deutschland beziehen mittlerweile über 18.000 Rentnerinnen und Rentner eine gesetzliche Altersrente und sind dabei 100 Jahre oder älter. Was heißt das für Generationengerechtigkeit und die Stabilität der Alterssicherung? Lesen Sie die wichtigsten Hintergründe und Analysen hier auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V.

Die steigende Zahl der Hundertjährigen: Ein Rekord

Ende 2024 gab es laut aktuellen Statistiken mehr als 18.500 Rentnerinnen und Rentner in Deutschland, die mindestens 100 Jahre alt sind und eine gesetzliche Altersrente beziehen. Darunter waren rund 15.500 Frauen und etwa 3.000 Männer.
Damit hat sich die Zahl binnen eines Jahrzehnts spürbar erhöht. Hochbetagte sind laut Statistischem Bundesamt die am stärksten wachsende Gruppe unter den Senioren: Ihre Zahl wuchs seit 2014 um rund 25 Prozent.

Ursachen für die gestiegene Lebenserwartung

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig:

  • Medizinischer Fortschritt: Bessere Diagnostik und Therapien ermöglichen ein längeres Leben.
  • Verbesserte Lebensverhältnisse: Nachkriegsgenerationen profitieren von Wohlstand, Hygiene und sozialer Absicherung.
  • Gesunde Lebensweise: Bedeutende Fortschritte bei Ernährung und Bewegung tragen zur steigenden Lebenserwartung bei.

Auffällig: Rund 85% der hundertjährigen Rentner sind Frauen. Das erklärt sich aus der längeren durchschnittlichen Lebenserwartung und der Tatsache, dass Männer häufiger in risikobehafteten Berufen arbeiten.

Hundertjährige in Zahlen: Renten, Wohnformen und Biografien

Die überwiegende Mehrheit der Hundertjährigen ist weiblich und lebt, einer neuen Entwicklung folgend, häufiger zuhause als früher: 59% bevorzugen die eigenen vier Wände statt Pflegeheim.

  • Wohnform: Ca. 7.000 Hundertjährige sind stationär oder in Gemeinschaftsunterkünften.
  • Region: Über ein Drittel lebt in Großstädten, ländliche Gegenden sind weniger beliebt.

Typische Versicherungsbiografien zeigen: Viele Frauen haben nur wenige oder unterbrochene Beitragsjahre gesammelt, beziehen also niedrige Altersrenten oder Hinterbliebenenrente. Männer verfügen im Vergleich öfter über längere Versicherungszeiten und etwas höhere Rentenbezüge.

Tabelle: Rentenhöhen und Versicherungsbiografien von Hundertjährigen (2024)

Typische GruppeVersicherungsjahreRentenhöhe (Durchschnitt)GeschlechtRentenartBemerkung
Frauen (über 100)5–25 Jahre600–900 EuroweiblichAlters- oder HinterbliebenenrenteHäufig Grundsicherung erforderlich
Männer (über 100)35–45 Jahre1.000–1.400 EuromännlichAltersrenteSelten Hinterbliebenenrente
Frauen mit langer Erwerbstätigkeit30–45 Jahre1.200–1.400 EuroweiblichAltersrenteAusnahme für Hundertjährige
Rentner mit Mindestversicherungszeit5–15 Jahre400–700 EurobeideAltersrenteKleine Bezüge, oft Sozialhilfe

Auswirkungen auf das Rentensystem

Die exponentiell wachsende Zahl Hochaltriger ist eine der größten Herausforderungen für die deutsche Rentenversicherung.

  • Finanzielle Belastung: Rentenzahlungen müssen über einen immer längeren Zeitraum erfolgen; Hundertjährige können mehr als 35 Jahre Rente beziehen.
  • Demografischer Wandel: Sinkende Geburtenraten stehen einer alternden Bevölkerung gegenüber. Im Jahr 2024 lag der Anteil der Über-65-Jährigen bei 23% der Gesamtbevölkerung.
  • Nachhaltigkeit der Finanzierung: Längere Rentenbezugszeiten belasten das Umlagesystem und erfordern Reformen – u. a. die Förderung privater und betrieblicher Vorsorge.

Generationengerechtigkeit und Alterssicherung

Die Frage, wie die Finanzierung der Renten für Hundertjährige gesichert wird, ist Kern der Diskussion um Generationengerechtigkeit:

  • Die erwerbstätige Generation trägt das Umlagesystem, ältere Generationen profitieren davon.
  • Für Hundertjährige sind die Rentenansprüche oft Basis für das tägliche Leben, insbesondere bei niedrigem Bezügen.
  • Sozialstaatliche Leistungen wie Grundsicherung sind für viele Hochaltrige unverzichtbar.

Internationale Vergleiche: Deutschland, Japan und Europa

Auch andere Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen:

  • In Japan gibt es anteilig die meisten Hundertjährigen weltweit, was zu einer massiven Ausweitung der Pflegeleistungen geführt hat.
  • Auch Italien und Frankreich verzeichnen steigende Zahlen, international wird der Umgang mit Hochaltrigen als Indikator für soziale Entwicklung bewertet.

Ausblick: Wie geht es weiter?

Prognosen zeigen: Die Zahl der Hundertjährigen wird sich bis 2050 erneut verdoppeln, auf über 40.000. Damit werden Rentensysteme und Gesellschaft neue Lösungen brauchen:

  • Pflege: Steigender Bedarf an barrierefreien Wohnungen und spezialisierten Pflegeeinrichtungen.
  • Finanzen: Anpassungen im Renteneintrittsalter und stärkere Verschränkung von gesetzlicher und privater Vorsorge.
  • Gesellschaft: Wertschätzung gegenüber Hochaltrigen bleibt gesellschaftlicher Auftrag.

FAQ

Wie viele Rentnerinnen und Rentner sind 100 Jahre alt oder älter?

Ende 2024 gab es mehr als 18.500 Rentnerinnen und Rentner über 100 Jahre.

Warum sind die meisten Hundertjährigen Frauen?

Frauen leben im Durchschnitt länger; rund 85% der Hundertjährigen sind weiblich.

Wie hoch sind die Renten von Hundertjährigen?

Durchschnittlich zwischen 600 und 900 Euro für Frauen, 1.000 bis 1.400 Euro für Männer; Ausnahmen nach langer Erwerbstätigkeit.

Bleibt die Zahl der Hundertjährigen hoch?

a, Prognosen rechnen bis 2050 mit einer Verdopplung dieser Altersgruppe.

Wie leben Hundertjährige im Alltag?

Fast 60% leben zuhause; der Rest ist meist in Pflegeeinrichtungen untergebracht.

Fazit

Deutsche Rentnerinnen und Rentner werden immer älter – und die Zahl der Hundertjährigen hat im Jahr 2024 einen neuen Rekord erreicht. Die Folgen für das Sozial- und Rentensystem sind erheblich: Längere Rentenbezugszeiten und höhere gesellschaftliche Verantwortung machen spürbare Reformen erforderlich.
Eine generationenübergreifende Verantwortung, innovative Pflegeangebote und eine nachhaltige Finanzierung werden den Sozialstaat in den kommenden Jahrzehnten prägen.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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