Die Altersrente für besonders langjährig Versicherte – umgangssprachlich als „Rente mit 63“ bekannt – bleibt eines der meistdiskutierten Modelle im deutschen Rentensystem. Erstmals in der Geschichte der gesetzlichen Rentenversicherung nutzten im Jahr 2024 rund 270.000 Menschen diese Option zum abschlagsfreien, vorzeitigen Ruhestand. Das Modell steht jedoch unverändert im Zentrum kontroverser Debatten über seine Kosten, die Fairness und die Zukunftsfähigkeit der Rentenversicherung.
Was bedeutet die „Rente mit 63“?
Die „Altersrente für besonders langjährig Versicherte“ ermöglicht es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, nach mindestens 45 Versicherungsjahren ohne finanzielle Abschläge in Rente zu gehen. Ursprünglich konnte diese Regelung von besonders langjährig Versicherten ab 63 Jahren genutzt werden – daher die Bezeichnung „Rente mit 63“. Aufgrund gesetzlicher Anpassungen verschiebt sich das frühestmögliche Renteneintrittsalter jedoch mit jedem Geburtsjahrgang nach oben: Für 1960 Geborene lag die Altersgrenze im Jahr 2024 bei 64 Jahren und 4 Monaten.
Zahlen und Fakten 2024
- Im Jahr 2024 sind etwa 270.000 Menschen als besonders langjährig Versicherte abschlagsfrei in Rente gegangen.
- Insgesamt bezogen 937.000 Versicherte erstmals eine Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung.
- Die Kosten sind enorm: Die Rentenversicherung zahlte 2024 rund 286 Milliarden Euro für Altersrenten aus.
- Für die Generation der „Babyboomer“ bleibt die Frührente besonders attraktiv – laut Studien geht jeder zweite in dieser Gruppe sogar generell vorzeitig in Rente.
- Die Altersgrenze für einen abschlagsfreien früheren Renteneintritt liegt aktuell bei 64 Jahren und 4 Monaten für 1960er; für jüngere Jahrgänge steigt sie weiter.
- Die Regelaltersgrenze für 1960 Geborene beträgt 66 Jahre und 4 Monate.
Wer profitiert von der Rente mit 63?
Entgegen der ursprünglichen Intention profitieren vor allem Menschen aus Berufen mit geringerer körperlicher Belastung vom Modell. Gerade Arbeiter in Pflege und Baugewerbe erreichen selten die erforderlichen 45 Versicherungsjahre; stattdessen sind es Führungskräfte im öffentlichen Dienst, Bankangestellte und andere Fachkräfte, die von der Möglichkeit des vorzeitigen Ruhestands profitieren.
Abschläge, Voraussetzungen und Altersgrenzen
Mit 35 Versicherungsjahren ist bereits eine vorzeitige Rente möglich – allerdings mit dauerhaften Abschlägen. Bei der „Rente mit 63“ entspricht jeder Monat des vorzeitigen Ruhestands einem Abschlag von 0,3 Prozent. Wer bereits mit 63 Jahren in Rente geht, muss als 1960 Geborener dauerhaft mit 12% weniger Rente rechnen. Abschlagsfrei ist der Ruhestand nur nach mindestens 45 Versicherungsjahren und ab dem jeweils geltenden Mindestalter.
Geburtsjahr | Mindestalter „Rente mit 63“ | Regelaltersgrenze | Max. Abschläge bei Eintritt mit 63 |
---|---|---|---|
1955 | 63 Jahre | 65 Jahre, 9 Monate | 9,9% |
1960 | 64 Jahre, 4 Monate | 66 Jahre, 4 Monate | 12% |
ab 1964 | 65 Jahre | 67 Jahre | 14,4% |
Kontroverse um Gerechtigkeit und Kosten
Die „Rente mit 63“ ist aus finanzieller Sicht äußerst kostspielig. Wirtschaftsexperten und Arbeitgeberverbände kritisieren, dass das Modell die Rentenkassen überlastet, insbesondere da die geburtenstarken Jahrgänge jetzt vermehrt in Rente gehen. Die Beiträge könnten laut aktuellen Prognosen bis 2038 von heute 18,6% auf über 21% steigen. Auch die Gerechtigkeit wird öffentlich diskutiert, da gerade die anstrengendsten Berufe selten von dieser Möglichkeit profitieren.
Politik und Zukunftsperspektive
Der Erhalt der abschlagsfreien Frührente wird von der SPD weiterhin verteidigt. Gleichzeitig sind neue rentenpolitische Reformen geplant, um die Finanzierung und Generationengerechtigkeit der Rentenversicherung zu sichern. Experten fordern eine Überarbeitung der Zugangsvoraussetzungen und eine gerechtere Verteilung der Möglichkeiten für alle Berufsgruppen.
Fazit
Die „Rente mit 63“ bleibt eine begehrte Möglichkeit für langjährig Versicherte, früher und abschlagsfrei in den Ruhestand zu wechseln. Allerdings zeigt sich immer deutlicher, dass vor allem Angestellte aus weniger belastenden Berufen profitieren, während körperlich stark beanspruchte Arbeitnehmer die Voraussetzungen oft nicht erfüllen. Angesichts der demografischen Entwicklung und enormen Kosten steht das Modell zunehmend auf dem Prüfstand. Die kommende Rentenreform verspricht neue Lösungsansätze, um Fairness und finanzielle Stabilität zu sichern – eine Herausforderung für Politik, Gesellschaft und jeden Versicherten.