Pflegegeld ist eine wichtige finanzielle Unterstützung für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Doch viele wissen nicht, dass der Anspruch auf Pflegegeld an bestimmte Pflichten geknüpft ist. Werden diese nicht eingehalten, droht eine Kürzung oder sogar die komplette Streichung des Pflegegeldes. Unser Beitrag erklärt, welche Pflichten Pflegegeldempfänger haben, warum das Pflegegeld gestrichen werden kann und wie Sie den Verlust Ihrer Ansprüche vermeiden.
Was ist Pflegegeld und wer hat Anspruch?
Pflegegeld wird von der Pflegeversicherung an Menschen gezahlt, die mindestens Pflegegrad 2 besitzen und zuhause von Angehörigen oder anderen nicht-professionellen Pflegepersonen versorgt werden. Es dient dazu, die häusliche Pflege zu unterstützen und pflegende Angehörige zu entlasten. Die Höhe des Pflegegeldes richtet sich nach dem Pflegegrad und wurde zuletzt 2025 um 4,5 Prozent erhöht.
Voraussetzungen für Pflegegeld:
- Mindestens Pflegegrad 2
- Pflege erfolgt zuhause (auch bei Angehörigen, Freunden oder in Wohngemeinschaften)
- Keine vollständige Inanspruchnahme von Pflegesachleistungen durch einen ambulanten Dienst
- Regelmäßige Wahrnehmung von Beratungseinsätzen
Die wichtigste Pflicht: Regelmäßige Beratungseinsätze
Eine der zentralen Bedingungen für den Erhalt von Pflegegeld ist die Teilnahme an regelmäßigen Beratungseinsätzen nach § 37.3 SGB XI. Diese Beratungsbesuche sollen die Qualität der häuslichen Pflege sichern und pflegende Angehörige unterstützen.
Wie oft ist die Beratung Pflicht?
- Pflegegrad 2 oder 3: Mindestens einmal pro Halbjahr
- Pflegegrad 4 oder 5: Mindestens einmal pro Vierteljahr
Die Beratung ist kostenlos und wird von zugelassenen Pflegefachkräften durchgeführt. Sie dient nicht nur der Kontrolle, sondern auch der Information und Unterstützung der Pflegepersonen.
Was passiert, wenn die Pflicht nicht beachtet wird?
Wird der verpflichtende Beratungseinsatz nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist wahrgenommen, droht eine Kürzung oder sogar die vollständige Streichung des Pflegegeldes.
Ablauf bei versäumter Beratung:
- Die Pflegekasse informiert schriftlich über die versäumte Pflicht.
- Das Pflegegeld wird zunächst um 50 Prozent gekürzt.
- Wird auch im nächsten Zeitraum kein Beratungseinsatz abgerufen, wird das Pflegegeld komplett gestrichen.
- Sobald der Beratungseinsatz nachgeholt wird, wird das Pflegegeld wieder in voller Höhe gezahlt – allerdings nicht rückwirkend für die gekürzte oder gestrichene Zeit.
Beispiel:
Herr Müller (Pflegegrad 3) nimmt im ersten Halbjahr keinen Beratungseinsatz wahr. Im Juli erhält er die Mitteilung, dass sein Pflegegeld ab August um 50 Prozent gekürzt wird. Holt er die Beratung im September nach, bekommt er ab diesem Monat wieder das volle Pflegegeld.
Weitere Gründe für die Streichung des Pflegegeldes
Neben dem Versäumen der Beratungspflicht gibt es weitere Situationen, in denen das Pflegegeld gestrichen oder gekürzt werden kann (was allerdings nichts mit einem Pflichtverstoß zu tun hat):
- Längerer Krankenhausaufenthalt: Nach 28 Tagen Klinikaufenthalt entfällt das Pflegegeld bis zur Rückkehr nach Hause.
- Kurzzeitpflege: Während der Kurzzeitpflege wird das Pflegegeld um 50 Prozent reduziert.
- Verhinderungspflege: Auch hier kann das Pflegegeld zeitweise gekürzt werden.
- Auslandsaufenthalt: Bei mehr als 42 Tagen Aufenthalt außerhalb Europas entfällt das Pflegegeld.
- Pflegegradänderung: Wird der Pflegegrad herabgestuft, kann auch das Pflegegeld sinken oder entfallen.
Tabelle: Gründe für Kürzung oder Streichung des Pflegegeldes
Grund | Kürzung/Streichung | Besonderheiten |
---|---|---|
Beratungseinsatz versäumt | Erst 50%, dann komplett | Nachholen möglich, dann volle Auszahlung |
Krankenhausaufenthalt >28 Tage | Streichung | Nach Rückkehr erneuter Anspruch |
Kurzzeitpflege | 50% Kürzung | Maximal 8 Wochen pro Jahr |
Verhinderungspflege | Teilweise Kürzung | Kombinierbar mit Pflegegeld |
Auslandsaufenthalt >42 Tage | Streichung | Innerhalb EU längere Zahlung möglich |
Pflegegradänderung | Anpassung | Nach neuer Begutachtung |
Was tun, wenn das Pflegegeld gestrichen wird?
- Sofort Beratungseinsatz nachholen: Das Pflegegeld wird ab dem Tag der Beratung wieder voll gezahlt.
- Kontakt zur Pflegekasse aufnehmen: Klären, ob ein Versäumnis vorliegt und wie Sie die Pflicht nachholen können.
- Dokumentation aufbewahren: Nachweise über Beratungstermine und Pflegeleistungen sichern.
- Beratung und Unterstützung nutzen: Pflegestützpunkte und Sozialverbände bieten Hilfe bei Unsicherheiten.
Zusammenfassung: Pflegegeld wird gestrichen, wenn Beratung nicht in Anspruch genommen wird
Wer die Pflichten als Pflegegeldempfänger nicht beachtet, riskiert eine Kürzung oder sogar die komplette Streichung des Pflegegeldes. Besonders die regelmäßigen Beratungseinsätze sind verpflichtend und sollten ernst genommen werden. Wer rechtzeitig reagiert und die Beratung nachholt, kann finanzielle Nachteile vermeiden. Informieren Sie sich regelmäßig über Ihre Pflichten, um die wertvolle Unterstützung durch das Pflegegeld nicht zu verlieren.
Quelle
§ 37 Absatz 3 SGB XI – diese Vorschrift regelt die Beratungspflicht bei Bezug von Pflegegeld