Warum hat die Rente in Deutschland ein Gerechtigkeitsproblem?
Das deutsche Rentensystem gilt als eine der wichtigsten sozialen Säulen. Gleichzeitig ist es tief in der öffentlichen Debatte um Gerechtigkeit verankert. Denn: Die Rente muss für heutige und zukünftige Generationen finanzierbar bleiben, zugleich aber die Lebensleistung und besondere Lebenssituationen der Menschen anerkennen. Während Millionen Menschen auf auskömmliche Altersvorsorge hoffen, wachsen die Sorgen vor Altersarmut, steigenden Sozialbeiträgen und Ungleichheiten – sowohl zwischen Generationen als auch zwischen Berufen oder Geschlechtern.
Die wichtigsten Eckpfeiler einer gerechten Rente
Um die Rente gerechter zu machen, greifen aktuelle Reformen an mehreren Punkten an:
- Stabilisierung des Rentenniveaus
Das „Rentenpaket 2025“ der Bundesregierung garantiert bis mindestens 2031 ein Rentenniveau von 48 Prozent. Das soll verhindern, dass Renten länger stagnieren oder sogar sinken, während die Lebenshaltungskosten steigen. Besonders profitieren davon Rentnerinnen und Rentner mit durchschnittlichem Einkommen und lückenlosen Beitragszeiten. - Gleichstellung bei Kindererziehungszeiten (Mütterrente III)
Die neuen Regelungen zu den Kindererziehungszeiten (Mütterrente 3) gleichen Nachteile aus, die Eltern – vor allem Frauen – bei der Rentenberechnung bislang hatten. Wer vor 1992 Kinder bekommen hat, erhält jetzt volle Anerkennungszeiten für die Erziehung. Das hilft vor allem Frauen, deren Berufsbiografien durch mangelnde Betreuungsangebote lange unterbrochen waren. - Anreize für freiwillige Weiterbeschäftigung im Alter
Durch die Aufhebung des sogenannten Anschlussverbots (Rentenpaket 2025) können Rentnerinnen und Rentner künftig einfacher weiterarbeiten, ohne komplizierte Regeln und Einschränkungen. Das wirkt sowohl dem Fachkräftemangel entgegen als auch der Altersarmut durch zusätzliche Einkommen.
Ungleichheit im System: Wo die Herausforderungen liegen
Obwohl die gesetzlichen Verbesserungen vielen helfen, bleiben weiterhin Probleme bestehen:
- Altersarmut und Rentenlücken
Immer mehr Menschen erreichen das Rentenalter und müssen ergänzende Sozialleistungen in Anspruch nehmen. Besonders betroffen sind Frauen mit unterbrochenen Erwerbsverläufen, Geringverdiener und Selbstständige ohne Pflichtversicherung. Es geht im die Grundsicherung im Alter. - Beitragende versus Rentner – Generationengerechtigkeit
Mit dem demografischen Wandel sinkt die Zahl der Beitragszahler, während Rentner länger und immer zahlreicher Leistungen beziehen. 1992 kamen noch 2,7 Beitragszahler auf einen Rentner, heute sind es weniger als zwei. Experten warnen, dass bis 2050 ein Beitragszahler für fast einen Rentner aufkommen muss.
Schlüsselreformen und Zukunftsideen für mehr Fairness
- Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten
Arbeitsministerin und SPD-Parteichefin Bärbel Bas fordert, dass auch Selbstständige und Beamte künftig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollen. So entsteht eine breitere Gemeinschaft der Einzahler, die das System stabilisiert und mehr soziale Ausgleich schafft. - Boomer-Soli: Solidaritätsabgabe für starke Jahrgänge
Das DIW schlägt vor, für geburtenstarke Jahrgänge eine Sonderabgabe (Boomer-Soli) einzuführen. Wer mehr als eine monatliche Freigrenze von 902 Euro an Alterseinkünften erzielt, zahlt einen Beitrag zur Unterstützung finanziell schwächerer Rentner. - Flexible Rentenmodelle – Aktivrente und Frühstartrente
Anreize für längeres Arbeiten und ein kapitalgedecktes Vorsorgedepot für Kinder und Jugendliche sollen das System generationsgerecht und zukunftsfähig machen. Gemeint sind die Aktivrente und die Frühstartrente. - Vorsorge und private Ergänzung
Da das Umlagesystem an seine Grenzen stößt, gewinnt die private Vorsorge an Bedeutung. Finanzprodukte wie ETFs und Betriebsrenten sind für viele junge Menschen zur ergänzenden Altersvorsorge geworden. Die Politik setzt auf eine Debatte, die nicht nur die heutige Rentnergeneration im Blick hat, sondern auch die, die morgen ihren Ruhestand antreten werden.
Was bringt eine faire Rente?
Mehr Gerechtigkeit in der gesetzlichen Rente bedeutet:
- Weniger Altersarmut
- Anerkennung von Lebensleistung in Berufs-und Familienzeit
- Generationenvertrag, der auch für die Jungen tragbar bleibt
- Möglichkeiten für flexible Zeitmodelle und Erwerbsbiografien
- Ausgewogene Einkommensverteilung im Alter
Fazit: Mutige Reformen zur Rente für eine gerechte Zukunft
Die Rente in Deutschland steht am Scheideweg. Minimalkompromisse reichen nicht: Es braucht mutige Reformen, die Generationengerechtigkeit und Lebensleistung verbinden, ohne einzelne Gruppen zu benachteiligen. Die Politik hat die Grundlagen für mehr Fairness gelegt – jetzt müssen Experimente und Innovationen folgen, die nicht nur auf kurzfristigen sozialpolitischen Konsens zielen, sondern eine zukunftssichere und gerechte Rente für alle ermöglichen.
Quelle
https://www.bmas.de/DE/Soziales/Rente-und-Altersvorsorge/Rentenpaket-2025/rentenpaket-2025.html