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Mietpreise 2025 steigen: So kämpfen Rentner ums Überleben – alle Hilfen im Überblick

Die Mieten in Deutschland steigen unaufhörlich – doch besonders Rentner kämpfen mit den hohen Wohnkosten ums Überleben. Viele stehen vor der Frage: Rente oder Miete? In unserem großen Expertenartikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V., zeigen wir Ursachen, Folgen und welche staatlichen Hilfen Betroffene kennen sollten.

Der stille Notstand: Steigende Mieten und die Realität älterer Menschen

Die Mietpreise in Deutschland sind seit Jahren auf einem Höchststand. Während für jüngere Haushalte oft die Option besteht, Einkommen durch Nebenjobs zu erhöhen oder die Wohnsituation flexibel anzupassen, sind Rentner in einer ruhigeren, aber auch verletzlicheren Lebensphase gefangen. Fixes Einkommen, gesundheitliche Einschränkungen und die Bindung an den vertrauten Wohnort machen es älteren Menschen schwer, mit steigenden Kosten Schritt zu halten.

Die nackten Zahlen verdeutlichen das Problem:

  • Laut dem Statistischen Bundesamt geben Haushalte über 65 im Durchschnitt bereits mehr als 40% ihres Einkommens für Wohnen aus.
  • In Großstädten wie München, Frankfurt oder Hamburg übersteigen die Mieten für kleine Wohnungen häufig die Höhe einer durchschnittlichen Rente.
  • Besonders betroffen sind alleinstehende Rentnerinnen, die statistisch eine deutlich geringere Altersrente erhalten.

Warum steigen die Mietpreise unaufhaltsam?

Die Ursachen liegen tiefer als die reine Nachfrage:

  1. Wohnraummangel: Jahrzehntelang wurde in Deutschland zu wenig sozialer und bezahlbarer Wohnraum gebaut.
  2. Spekulation: Immobilien dienen zunehmend als Geldanlage, wodurch Bestandsmieten nach Modernisierungen stark steigen.
  3. Inflation: Steigende Baukosten, Energiepreise und Grundsteuern werden häufig auf die Mieter umgelegt.
  4. Begrenzte Alternativen: Gerade in Ballungsräumen gibt es kaum kleinere, bezahlbare Wohnungen für Senioren.

Rentner im Würgegriff: Wenn Wohnen zur Existenzfrage wird

Die zentrale Frage vieler Rentner lautet: Reicht meine Rente noch, um die Miete zu zahlen – oder muss ich an Lebensmitteln, Medikamenten oder Heizung sparen?

  • Heizkosten-Schock: Hohe Energiepreise sind eine zusätzliche Belastung.
  • Wohnungswechsel kaum realisierbar: Ein Umzug in eine günstigere Wohnung ist für viele ältere Menschen praktisch unmöglich, da passende Angebote fehlen oder der Verlust des sozialen Umfelds droht.
  • Verschuldungsgefahr: Immer mehr Senioren müssen trotz jahrzehntelanger Arbeit Schulden machen oder Hilfe von Angehörigen annehmen.

Welche staatlichen Hilfen Rentner unbedingt kennen sollten

Gerade ältere Menschen wissen oft nicht, dass sie Anspruch auf Unterstützung haben. Hier ein Überblick über die wichtigsten Hilfen:

1. Wohngeld

  • Abhängig von Einkommen, Miethöhe und Haushaltsgröße.
  • Seit 2023 gibt es das Wohngeld Plus, das die Leistungen deutlich erhöht hat.
  • Viele Rentner verzichten aus Unkenntnis oder Scham auf den Antrag – doch schon kleine Rentenansprüche können zur Berechtigung führen.

2. Grundsicherung im Alter

  • Für Rentner mit sehr niedrigen Altersbezügen.
  • Statt unzureichender Eigenständigkeit können Kosten für Unterkunft und Heizung übernommen werden.
  • Antragstellung beim Sozialamt.

3. Bürgergeld für Aufstocker im Rentenalter

  • Zwar ist Bürgergeld grundsätzlich für Erwerbsfähige vorgesehen, doch beim Übergang ins Rentenalter kann ein nahtloser Übergang in die Grundsicherung erfolgen.
  • Wichtig für Personen, die mit einer kleinen Rente unterhalb des Existenzminimums starten.

4. Härtefallhilfen und regionale Zuschüsse

  • Manche Bundesländer oder Kommunen bieten Härtefallhilfen für Energiekosten oder Mietschulden an.
  • Auch Wohlfahrtsverbände unterstützen bei der Antragstellung.

5. Angemessene Wohnkosten nach SGB XII

  • Bei der Grundsicherung im Alter werden auch sogenannte „angemessene Wohnkosten“ übernommen. Diese variieren jedoch stark je nach Kommune.

Tipps für Rentner: So lässt sich Belastung durch Miete und Nebenkosten mindern

  • Frühzeitig Anträge stellen: Viele Leistungen werden nicht rückwirkend gezahlt. Wer wartet, verschenkt Geld.
  • Beratungsstellen nutzen: Sozialverbände wie VdK, AWO oder Caritas helfen kostenlos oder günstig bei Anträgen.
  • Nebenkosten prüfen: Nicht jede Umlageposition in Nebenkostenabrechnungen ist rechtmäßig. Hier lohnt der Gang zur Verbraucherzentrale.
  • Wohnraumtausch prüfen: Manche Städte fördern Wohnraumtauschprogramme, um ältere Menschen aus zu großen Wohnungen in kleinere Unterkünfte zu vermitteln.
  • Senioren-WGs und betreutes Wohnen: Für manche eine Lösung, um Kosten zu teilen und sozial nicht zu vereinsamen.

Politische Debatte: Reicht das soziale Netz noch aus?

Die Bundesregierung reagierte zwar mit Wohngeld Plus und Heizkostenzuschüssen, doch nach Meinung von Sozialverbänden reicht das nicht. Forderungen aus Politik und Gesellschaft:

  • Mehr sozialer Wohnungsbau: Insbesondere barrierefrei und für ältere Menschen geeignet.
  • Entlastung bei Nebenkosten: Viele fordern eine Deckelung von Heiz- und Stromkosten.
  • Armutsfeste Grundsicherung: Damit niemand im Alter von Obdachlosigkeit bedroht bleibt.

Die Realität zeigt jedoch, dass Maßnahmen oft zu spät und zu klein ausfallen. Immer häufiger wenden sich Rentner an Schuldnerberatungen oder Tafeln, um über die Runden zu kommen.

Stimmen aus der Praxis

  • Eine 72-jährige Rentnerin aus Köln muss von 950 Euro Rente monatlich 680 Euro Warmmiete zahlen – der Rest reicht kaum für Lebensmittel.
  • Ein 78-Jähriger aus München lebt nach jahrzehntelanger Arbeit nun von Grundsicherung, da seine Wohnung durch Modernisierung unbezahlbar wurde.

Diese Beispiele stehen für Tausende Senioren in Deutschland.

FAQ – Häufige Fragen zum Thema steigende Mieten und Rentner

Bekommen Rentner automatisch Wohngeld?

Nein. Wohngeld muss aktiv beantragt werden.

Muss ich meine Kinder um Unterhalt bitten, bevor ich Grundsicherung im Alter erhalte?

Nein, seit der Reform 2020 entfällt die Unterhaltspflicht der Kinder, wenn deren Einkommen unter 100.000 Euro liegt.

Kann ich trotz Eigentum staatliche Hilfe bekommen?

Ja, unter bestimmten Umständen – etwa, wenn das Eigenheim „angemessen“ ist und nicht verkauft werden muss.

Was passiert, wenn ich die Miete nicht mehr zahlen kann?

Schnell handeln! Kontakt mit dem Vermieter suchen, Beratungsstellen einschalten und ggf. beim Amt Mietschuldenübernahme beantragen.

Dürfen die Kinder oder Enkel bei der Antragstellung helfen?

Ja, Angehörige können sich bevollmächtigen lassen, um den bürokratischen Aufwand zu erleichtern.

Fazit: Wohnen darf kein Luxus im Alter sein

Die steigenden Mietpreise stellen für viele Rentner eine existentielle Bedrohung dar. Ohne gezielte staatliche Unterstützung und mutige politische Maßnahmen droht eine verdeckte Altersarmut in großem Stil. Für Betroffene ist es entscheidend, alle Hilfsangebote zu kennen und zu nutzen – vom Wohngeld über Grundsicherung bis hin zu regionalen Unterstützungen.

Denn Wohnen ist kein Luxusgut, sondern ein Menschenrecht – gerade im Alter, wenn Sicherheit und Stabilität besonders wichtig sind.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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