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Bürgergeld Überprüfungsantrag noch 2025 stellen: Frist läuft, Nachzahlung sichern!

Ist bei einem fehlerhaften Bescheid vom Jobcenter die Widerspruchsfrist bereits verstrichen, kann ein Überprüfungsantrag nach § 44 SGB X eine Korrektur und Nachzahlung bewirken. Allerding gilt beim Bürgergeld - Überprüfungsantrag eine Frist. Sie läuft Ende 2025 ab für den Zeitraum des letzten Jahres ab! Auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., erklären wir, wie das mit der Überprüfung und der Frist funktioniert!

Überprüfungsantrag nach § 44 SGB X – was das ist

Der Überprüfungsantrag (§ 44 SGB X) erlaubt Bürgergeld – Betroffenen, einem Jobcenter-Bescheid, gegen den keine fristgerechte Klage oder Widerspruch mehr möglich ist, eine erneute Überprüfung zu verlangen. So können Fehler und Rechtsverstöße korrigiert werden und nicht bewilligte Leistungen rückwirkend nachgezahlt werden. Dieses Verfahren schützt den Vorrang materieller Gerechtigkeit gegenüber der formellen Bestandskraft eines Bescheides.

Wer kann den Überprüfungsantrag stellen?

Jeder Betroffene eines Leistungsbescheids des Jobcenters kann einen Überprüfungsantrag einreichen, und zwar formlos – oft reicht ein kurzes Anschreiben mit der Bezeichnung des zu überprüfenden Bescheids sowie der Fehlerursachen. Auch Rechtsnachfolger wie Erben können Ansprüche prüfen lassen, falls ihnen Sozialleistungen zu Unrecht verweigert wurden.

Überprüfungsantrag: die Voraussetzungen

  • Es muss ein konkreter Verwaltungsakt, also ein bestimmter Bescheid, bezeichnet werden.
  • Die Gründe der Überprüfung sollten genannt werden – etwa fehlerhafte Berechnungen, falsche Sachverhaltsannahmen oder rechtliche Irrtümer.
  • Es muss dargelegt werden, warum und wie der Bescheid falsch ist, z. B. unberücksichtigtes Einkommen, verdrehte Mietkosten oder falsche Familienzuordnung.
  • Ein Antrag auf „Überprüfung aller Bescheide der letzten Jahre“ ist zu ungenau; die einzelnen Bescheide müssen konkret benannt werden.

Frist: ein Jahr!

Für Bürgergeld (künftig: Neue Grundsicherung für Arbeitsuchende) liegt die Frist für rückwirkende Leistungsnachzahlungen durch Überprüfungsantrag nach § 40 Abs. 1 SGB II seit April 2011 bei nur einem Jahr. Allerdings beginnt die Frist zu Jahresbeginn des Antragsjahres. Beispiel: Antragstellung im Oktober 2025 ermöglicht eine Nachzahlung für den Zeitraum ab 1. Januar 2024 (also für das gesamte vorherige Kalenderjahr).

Ablauf und Bearbeitung durch das Jobcenter

Nach Eingang des Überprüfungsantrags hat das Jobcenter nach § 88 SGG sechs Monate Zeit, um über den Antrag zu entscheiden. In dieser Zeit werden die genannten Bescheide geprüft, Nachweise und Dokumente (z. B. Einkommensnachweise) angefordert und der Sachverhalt aufgeklärt. Kommt das Jobcenter bis Fristablauf zu keiner Entscheidung, kann eine Untätigkeitsklage beim Sozialgericht eingereicht werden.

Überprüfungsantrag erfolgreich: was folgt?

Wird ein Fehler im Bescheid festgestellt, hebt das Jobcenter den alten Bescheid auf und erlässt einen neuen Zugunstenbescheid. Die zu Unrecht vorenthaltenen Leistungen für das Vorjahr werden nachgezahlt – oft auch inklusive Neben- und Mehrleistungen. Das kann Nachzahlungen für Miete, Nebenkosten, Alleinerziehendenmehrbedarf oder besondere Krankheitskosten betreffen.

Beispiele für Überprüfungsantrag

Typische Beispiele für einen Überprüfungsantrag nach § 44 SGB X in Verbindung mit § 40 SGB II sind Fälle, in denen ein fehlerhafter Jobcenter-Bescheid nach Ablauf der Widerspruchsfrist korrigiert werden soll. Das können z.B. diese Situationen sein:

Beispiel 1: Falsche Berechnung der Unterkunftskosten

Die Leistungen für Unterkunft und Heizung wurden zu niedrig berechnet, weil das Jobcenter eine Mietsteigerung oder erhöhte Nebenkosten erst Monate später berücksichtigt hat. Nach Einspruch und erfolglosem Widerspruch kann per Überprüfungsantrag die Nachzahlung für das Vorjahr gefordert werden.

Beispiel 2: Sanktion wegen versäumtem Termin

Ein Bescheid senkte das Bürgergeld wegen eines angeblich versäumten Termins, den der Betroffene aber nie schriftlich erhalten hat. Die Einladung konnte vom Jobcenter nicht nachgewiesen werden. Nach Ablauf der Widerspruchsfrist wurde ein Überprüfungsantrag gestellt: Die Sanktion wird aufgehoben.

Beispiel 3: Fehlerhafte Einkommensberücksichtigung

Dem Jobcenter wurden Unterlagen über geringes Einkommen oder einmalige Einnahmen rechtzeitig vorgelegt, trotzdem wurden falsche Beträge angerechnet und dadurch Leistungen gekürzt. Nach Monaten merkt das Jobcenter den Fehler, doch die Frist für Widerspruch ist abgelaufen. Ein Überprüfungsantrag sorgt für rückwirkende Nachzahlung.

Beispiel 4: Änderung des Familienstands

Die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit oder die Trennung wurde im Bürgergeld-Bescheid falsch oder verspätet berücksichtigt. Die Betroffenen erhalten weniger Leistung, als ihnen zusteht. Erst durch einen Überprüfungsantrag kann das Jobcenter zu einer rückwirkenden Zahlung verpflichtet werden.

Beispiel 5: Nicht bewilligter Mehrbedarf

Ein Alleinerziehenden-Mehrbedarf, Mehrbedarf für Krankheit oder eine Behinderung wurde im alten Bescheid nicht berücksichtigt. Später wird bekannt, dass der Anspruch bestand – ein Überprüfungsantrag bewirkt die Korrektur und Nachzahlung für das zurückliegende Jahr.

Risiken und Nachteile: das kann passieren!

Ein Überprüfungsantrag kann negative Folgen haben: Das Jobcenter prüft den gesamten Bescheid neu und kann dabei auch Fehler aufdecken, die zuvor zugunsten des Antragstellers liefen. Im Extremfall kann daraus eine Rückforderung entstehen, wenn der Antragsteller eigentlich zu viel erhalten hat. Es gilt kein Verschlechterungsverbot!

Rechtsmittel bei Ablehnung

Wird der Überprüfungsantrag abgelehnt, kann der Antragsteller Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid einlegen und bei weiterem Streit eine Klage beim Sozialgericht anstrengen.

Zusammenfassung: Frist für Überprüfungsantrag für letztes Jahr läuft Ende 2025 ab!

Ein Überprüfungsantrag nach § 44 SGB X in Verbindung mit § 40 SGB II ist das zentrale Mittel, um fehlerhafte, längst bestandskräftige Jobcenter-Bescheide korrigieren zu lassen und Nachzahlungen zu sichern. Die Frist ist begrenzt – es gilt das vorherige Kalenderjahr. Präzise Formulierung und Nachweise erhöhen die Erfolgschancen, eine vorherige rechtliche Prüfung ist bei Unsicherheit ratsam.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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