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Krankengeld nach MDK-Prüfung gestrichen: Was jetzt für Ihre Existenz zählt!

Nach Wochen der Krankheit kommt der Schock aus dem Briefkasten: Die Krankenkasse meldet, das Krankengeld wird eingestellt, weil der Medizinische Dienst Ihre Arbeitsfähigkeit festgestellt hat. Was Betroffene jetzt tun können, lesen Sie hier bei Bürger & Geld – dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V.

Ein Brief verändert alles: Wenn das Krankengeld beendet wird

Es ist ein Szenario, das viele Menschen unerwartet trifft. Nach mehrwöchiger Erkrankung und der Hoffnung auf ausreichende Erholung kommt plötzlich ein offizieller Brief der Krankenkasse. Die Nachricht ist eindeutig: „Laut Einschätzung des Medizinischen Dienstes sind Sie in wenigen Tagen wieder arbeitsfähig. Der Anspruch auf Krankengeld entfällt.“ Ein Schockmoment, der Unsicherheit und Angst hervorruft. Denn was passiert, wenn man selbst noch gar nicht wieder arbeiten kann?

Für viele beginnt nun ein Kampf um ihre soziale Absicherung. Das Nachrichtenmagazin Bürger & Geld des Vereins Für soziales Leben e. V. klärt auf, wie Betroffene richtig reagieren, welche Rechte sie haben und warum Transparenz sowie Fachkompetenz im sozialen Sicherungssystem unerlässlich sind .

Wer entscheidet über die Arbeitsfähigkeit?

Das sogenannte Krankengeld ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung für Menschen, die nach sechs Wochen Krankheit weiterhin arbeitsunfähig bleiben. Doch die Krankenkasse prüft regelmäßig, ob noch ein Anspruch besteht. Häufig wird dafür der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK, seit 2022 „Medizinischer Dienst“ genannt) eingeschaltet, um anhand von Arztberichten und, wenn nötig, persönlicher Begutachtung die Arbeitsfähigkeit zu beurteilen .

Die Entscheidung des Medizinischen Dienstes ist nicht bindend, sie gibt aber der Krankenkasse eine solide Grundlage. Der eigentliche Schock entsteht, wenn dieser Befund diametral vom eigenen Arzt abweicht. Die Kasse folgt in der Regel dem Gutachten der MDK-Experten – und setzt das Krankengeld aus oder beendet es .

Wie kommt es zu diesem Konflikt?

Der Kern aller Streitigkeiten: Während der eigene Hausarzt oder Facharzt dem Patienten weiterhin Arbeitsunfähigkeit bescheinigt, sieht der Medizinische Dienst dies anders. Die Krankenkasse stützt sich meist auf das Gutachten des Medizinischen Dienstes, da sie die Versicherungsgemeinschaft vor Missbrauch und unnötigen Kosten schützen soll .

Das Gesetz (SGB V § 46) schreibt vor, dass Krankengeld nur gezahlt wird, solange eine medizinische Notwendigkeit besteht. Entscheidet der Medizinische Dienst anders, folgt die Kasse dieser Einschätzung sofort. Die Erfahrung zeigt, dass viele Gutachten auf Aktenbasis, also ohne persönliche Untersuchung, getroffen werden. Ein transparenter Dialog zwischen Krankenkasse, Medizinischem Dienst und Patient findet selten statt .

Widerspruch einlegen: So setzen Sie Ihr Recht durch

Das Einschreiben mit brisantem Inhalt ist keinesfalls das endgültige Aus Ihres Anspruchs auf Krankengeld. Betroffene können – und sollten – Widerspruch einlegen. Wichtig: Die Fristen sind knapp. In der Regel muss der Widerspruch innerhalb eines Monats nach Zugang des Bescheids erfolgen .

Die Widerspruchsbegründung sollte zwingend die medizinischen Gründe enthalten, warum weiterhin Arbeitsunfähigkeit besteht. Eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ist essenziell. Idealerweise ergänzt eine detaillierte ärztliche Stellungnahme das Widerspruchsschreiben. Häufig entscheidet ein unabhängiges Gutachten oder gar die Sozialgerichtsbarkeit über den Ausgang des Verfahrens .

Wichtige Schritte bei Widerspruch:

  • Widerspruch schriftlich und fristgerecht bei der Kasse einreichen
  • Eigene ärztliche Stellungnahme beifügen
  • Akteneinsicht bei der Krankenkasse beantragen
  • Bei Ablehnung: Klage vor dem Sozialgericht prüfen
  • Beratung durch Sozialverbände oder Fachanwälte suchen

Nicht selten lohnt sich der Einsatz, denn viele Betroffene erhalten nach erfolgreichem Verfahren rückwirkend ihr volles Krankengeld .

Was bedeutet Arbeitsfähigkeit laut MDK?

Die Definition der Arbeitsfähigkeit ist komplex. Nicht immer geht es um vollständige Genesung, sondern darum, ob der Versicherte seine „letzte Tätigkeit in zumutbarem Umfang“ wieder ausüben könnte. Das bedeutet: Auch die Möglichkeit einer Wiedereingliederung („stufenweise Rückkehr“) kann bereits als Arbeitsfähigkeit gewertet werden .

Arbeitsfähigkeit ist ein dehnbarer Begriff:

  • Körperliche und psychische Belastungen müssen aus individueller Sicht bewertet werden
  • Chronische Leiden, psychische Erkrankungen, Fatigue – all das spielt eine Rolle
  • Die Einschätzung kann stark vom allgemeinen Berufsbild und konkreten Arbeitsplatzbedingungen abhängen

Hier empfiehlt es sich, im Widerspruch genau auf die eigene Arbeitssituation, die Anforderungen des Jobs und die individuellen gesundheitlichen Einschränkungen einzugehen .

Auswirkungen auf soziale Absicherung und Bürgergeld

Fällt das Krankengeld weg, droht rasch ein finanzieller Engpass. Für viele ist das Übergangsgeld der Krankenversicherung die letzte Absicherung vor dem Abrutschen ins Bürgergeld (Grundsicherung nach SGB II). Besonders kritisch: Wer aus medizinischer Sicht nicht voll belastbar ist und dennoch als arbeitsfähig gilt, kann Schwierigkeiten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt erleben .

Das Sozialgesetzbuch sieht vor, dass gesundheitlich eingeschränkte Personen nicht ins Bürgergeld-System „abgeschoben“ werden sollen, wenn eine Reha oder das Verfahren zur Erwerbsminderung noch offen ist. In der Praxis kommt es jedoch immer wieder dazu, dass Betroffene erst ins Bürgergeld wechseln und dann Monate auf die Entscheidung der Rentenversicherung oder Sozialgerichte warten müssen .

Für Betroffene heißt es:

  • So früh wie möglich Reha oder Erwerbsminderungsrente beantragen
  • Beratung bei Bürgergeld-Stellen, Sozialverbänden, Vereinen suchen
  • Keine aufgebenden Arbeitsversuche starten, solange der Gesundheitszustand fraglich ist

Expertenmeinung: Transparenz, Schutz und sozialer Dialog

Fachleute fordern schon lange mehr Transparenz bei MDK-Gutachten. Zu häufig erfolgt die Einschätzung ohne persönliche Untersuchung und ohne die individuellen Lebensumstände zu berücksichtigen. Der Verein Für soziales Leben e.V. fordert als Interessenvertretung eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten – und mehr Mitspracherecht für die Betroffenen .

Warum sind unabhängige Sozialverbände und Bürgerplattformen wie Bürger & Geld so wichtig? Sie bieten eine zentrale Anlaufstelle für Hilfe, rechtlichen Beistand und eine Stimme für sozial Schwächere. Fachanwälte für Sozialrecht bestätigen, dass der Widerspruch gegen MDK-Bescheide häufig erfolgreich ist, sofern alle medizinischen Argumente lückenlos vorgelegt werden .

FAQ: Antworten auf wichtige Fragen

Was tun, wenn das Krankengeld gestrichen wird?

Unbedingt Widerspruch einlegen und ärztliche Stellungnahme nachreichen. Unterstützung durch Sozialverbände kann entscheidend sein.

Wie lange dauert das Widerspruchsverfahren?

Die Dauer schwankt stark. In komplexen Fällen entscheiden Sozialgerichte, was Monate dauern kann. Die Krankenkassen sind aber zur schnellen Bearbeitung verpflichtet.

Wer bezahlt während des laufenden Verfahrens?

Meist muss man auf Bürgergeld oder andere Sozialleistungen zurückgreifen, bis das Verfahren abgeschlossen ist. In Einzelfällen kann eine einstweilige Anordnung erwirkt werden.

Wie groß sind die Erfolgsaussichten?

Mit gut begründetem medizinischen Widerspruch sind die Chancen oft überraschend hoch. Fachanwälte empfehlen, keinesfalls aufzugeben.

Welche Rolle spielt der eigene Arzt?

Eine umfassende ärztliche Stellungnahme, am besten mit aktuellen Befunden, ist der Schlüssel zum Erfolg.

Was passiert, wenn die MDK-Einschätzung rechtlich falsch ist?

Das Sozialgericht prüft alle Befunde und kann den Krankenkassenbescheid aufheben. Hier zählt die Beweislast – also möglichst viele ärztliche Berichte und Gutachten einreichen.

Kann ich während des Verfahrens eine Reha beantragen?

Ja, oft ist das sogar hilfreich, um den Gesundheitszustand lückenlos zu belegen.

Fazit: Informiert bleiben, Rechte nutzen

Das abrupte Ende des Krankengeldes ist ein tiefer Einschnitt ins Leben – rechtlich, sozial, wirtschaftlich. Doch Betroffene stehen nicht allein da. Mit Hintergrundwissen, rechtlichen Schritten und kompetenter Unterstützung lassen sich Ansprüche oft erfolgreich verteidigen. Das Nachrichtenmagazin Bürger & Geld steht an Ihrer Seite: Für soziale Gerechtigkeit, Transparenz und den Schutz jedes Einzelnen .

Im Zusammenspiel von Medizinischem Dienst, Krankenkasse und Sozialrecht zeigt sich erneut, wie wichtig starke Interessenvertretungen und unabhängige Beratung sind. Wer seine Rechte kennt und sie konsequent einfordert, kann sich im deutschen Sozialstaat behaupten.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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