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Kündigungswelle bei Riester-Rente – So retten Sparer jetzt ihr Geld

Die Riester-Rente steht vor dem Aus: Noch nie wurden so viele Verträge gekündigt wie 2025. Millionen Sparer sind frustriert – aber lohnt sich der Ausstieg wirklich? Lesen Sie hier auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V., alles über Ursachen, Alternativen und Expertenmeinungen zum Riester-Aus.

Aktuelle Zahlen – Kündigungswelle bei Riester

2025 steuert die Riester-Rente auf einen neuen Negativrekord zu: Bereits von Januar bis August wurden knapp 220.000 Verträge gekündigt, ein Viertel aller jemals abgeschlossenen Verträge sind damit vorzeitig beendet. Insgesamt wurden seit Einführung über fünf Millionen Riester-Verträge aufgelöst, so eine Auswertung von Finanztip und der Deutschen Rentenversicherung. Die Entwicklung zeigt: Das Vertrauen ist tief erschüttert, Reformen sind dringend nötig.

Gründe für die hohe Kündigungsrate

  • Hohe Abschluss- und Verwaltungskosten schmälern die Rendite.
  • Intransparente Vertragsbedingungen und komplizierte Steuerregeln sorgen für Unsicherheit.
  • Niedrige Zinsen und die gesetzlich vorgeschriebene Beitragsgarantie entpuppen sich als Renditekiller.
  • Viele Sparer bemängeln fehlende Flexibilität und mangelnde Transparenz.

Ist ein Ausstieg sinnvoll? – Die Expertenperspektive

Ob eine Kündigung Sinn ergibt, hängt stark vom Einzelfall ab. Verbraucherschützer betonen, dass ein vorschneller Ausstieg oft große finanzielle Nachteile mit sich bringt.

Finanzielle Konsequenzen bei Kündigung

  • Rückzahlung aller erhaltenen staatlichen Zulagen und Steuervorteile ist Pflicht.
  • Stornogebühren und Verluste durch niedrigen Rückkaufswert drücken zusätzlich.
  • Meist bleibt vom angesparten Kapital deutlich weniger übrig als erwartet.
  • Die Auszahlung kann sich durch Abwicklung und Fristen um bis zu zwei Monate verzögern.

Alternativen zur Kündigung

Experten raten oft statt einer sofortigen Kündigung zu folgenden Optionen:

  • Beitragsreduzierung: Entlastet vorerst finanziell, reduziert aber Förderanspruch.
  • Vertrags-Pause (Beitragsfreistellung): Keine Einzahlung, Vertrag bleibt bestehen.
  • Anbieterwechsel: Kann sinnvoll sein, falls neue Angebote günstigere Konditionen bieten, jedoch fallen erneut Abschlusskosten an.
  • Optimierung des Vertrags: Prüfung auf günstigere Fonds, geringere Kosten und bessere Auszahlungsmodalitäten.

Reformbedarf und politische Entwicklungen

Das Konzept Riester-Rente ist nach Ansicht vieler Experten gescheitert. Die Bundesregierung plant für 2026 die sogenannte Frühstartrente, als neue Maßnahme zur Altersvorsorge, aber eine umfassende Riester-Reform gibt es bislang nicht.

Die wichtigsten Forderungen für eine neue Altersvorsorge

  • Geringere Kosten durch standardisierte Produkte wie ETFs.
  • Wahlmöglichkeit zwischen Kapitalgarantie und Renditeorientierung.
  • Flexible Auszahlmodelle mit Teilentnahmen und Vererbbarkeit.
  • Automatische Teilnahme via Opt-Out für breite Vorsorge.
  • Transparente steuerliche Regelungen.

FAQ – Häufige Fragen zur Riester-Kündigung

Kann ich meine Riester-Rente jederzeit kündigen?

Ja, grundsätzlich ist die Kündigung möglich, aber die vertraglich festgelegten Fristen – meist sechs Wochen vor Ablauf des Monats – müssen beachtet werden.

Was passiert mit der staatlichen Förderung bei Kündigung?

Die erhaltenen Zulagen und Steuervorteile müssen zurückgezahlt werden, was die Auszahlung erheblich mindert.

Gibt es Alternativen zur Kündigung?

Ja: Beitragsreduzierung, Beitragsfreistellung oder Anbieterwechsel können sinnvoll sein – meist mit weniger finanziellen Nachteilen.

Was ist der Rückkaufswert?

Der Rückkaufswert ist der ausgezahlte Betrag nach Kündigung, abzüglich aller Kosten und Rückzahlungen der Förderung – oft deutlich weniger als das eingezahlte Kapital.

Wie lange dauert die Abwicklung einer Kündigung?

Die Bearbeitung und Auszahlung nach Kündigung dauert durchschnittlich bis zu zwei Monate.

Welche Auswirkungen hat eine Kündigung auf die Altersvorsorge?

Wer kündigt, verliert Förderungen und muss seine Vorsorge neu planen. Die gesetzliche Rente allein reicht für viele nicht aus, zusätzliche Vorsorge bleibt notwendig.

Alternativen zur klassischen Riester-Rente

  • ETF-basierte Altersvorsorgeprodukte, die geringere Kosten und höhere Flexibilität bieten.
  • Betriebliche Altersvorsorge kann je nach Arbeitgeber Vorteile bringen.
  • Private Rentenversicherungen, aber genau vergleichen: Abschluss- und Verwaltungskosten beachten.

Fazit: Sinnvolles Handeln statt vorschnellem Kündigen

Die Rekordwelle an Kündigungen zeigt, dass das Vertrauen in die Riester-Rente erschüttert ist, das Modell braucht dringend einen Neustart. Doch ein Ausstieg ist nicht für jede Person der richtige Weg: Die finanziellen Verluste durch Rückzahlung der Zulagen sind oft hoch. Besser ist es, Alternativen wie Beitragsreduzierung oder Anbietertausch zu prüfen und eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Wer seine Altersvorsorge langfristig sichern will, sollte auf kostengünstige, flexible Produkte setzen und Reformen abwarten.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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