Wie fühlt es sich an, Bürgergeld zu beziehen? Ein Interview.

Wie nehmen Betroffene, also Menschen, die Bürgergeld beziehen, ihren Status wahr? Wir haben Anna-Lena F. interviewt.

Wie fühlt es sich an, Bürgergeld zu beziehen? Ein Interview.
Foto des Autors

von

geprüft von

Seit dem 1. Januar 2024 wird in Deutschland das Bürgergeld ausgezahlt. Das Bürgergeld ist eine Reform des bisherigen Arbeitslosengeldes II und soll die Armutsbekämpfung in Deutschland verbessern.

Wie aber wird das Bürgergeld von den Empfängern wahrgenommen? Gibt es positive und negative Erfahrungen?

Um dies herauszufinden, haben wir mit Anna-Lena F. gesprochen. Frau F. bezieht seit einigen Monaten Bürgergeld, und zwar im Anschluss an ihr Arbeitslosengeld. Aufgrund einer langandauernden Erkrankung war sie von ihrem Arbeitgeber gekündigt worden. Sie ist alleinstehend, verdient gegenwärtig 200 Euro mit einem Minijob und bezieht Bürgergeld.

Bürgergeld als Erleichterung

Wie fühlt es sich an, von Bürgergeld abhängig zu sein?

Anna-Lena F. im Interview: sie ist von Bürgergeld abhängig, will das aber so schnell wie möglich ändern.

Frage: Frau F. , wie fühlt es sich an, Bürgergeld zu beziehen?

Antwort: Zunächst einmal ist es eine Erleichterung, dass ich nun eine regelmäßige Geldquelle habe, auch wenn sie nur sehr gering ist. Ich muss mir keine Sorgen machen, wie ich meine Miete und meine Lebenshaltungskosten bezahlen soll.

Natürlich ist das Bürgergeld nur ein kleines Geld. Aber es reicht aus, um zu überleben. Ich kann mir Essen kaufen, Kleidung kaufen und auch mal etwas unternehmen. Auf Dauer will ich das aber nicht. Im Vergleich zu der Zeit, zu der ich gearbeitet habe, muss ich mich sehr einschränken. Ich koche auf Sparflamme und versuche zu sparen, wo es nur geht. Ich muss das auch tun, sonst würde das Geld nicht reichen.

Kontrolle durch das Jobcenter

Frage: Gibt es auch negative Erfahrungen, die Sie mit dem Bürgergeld gemacht haben?

Antwort: Ja, ein paar. Zum Beispiel finde ich es nicht gut, dass ich mich regelmäßig beim Jobcenter melden muss. Ich habe das Gefühl, dass ich übermäßig kontrolliert werde.

Außerdem finde ich es schade, dass ich nicht so viel Geld verdienen darf, ohne dass mein Bürgergeld gekürzt wird. Ich würde gerne mehr arbeiten, aber ich weiß, dass ich dann weniger Geld von meinem selbstverdienten zur Verfügung habe. Für die Übergangszeit, bis ich wieder vollständig gesund bin, will ich mir diese Strapaze dann lieber ersparen.

Bürgergeld Regelsatz zu niedrig

Frage: Was würden Sie sich für das Bürgergeld wünschen?

Antwort: Ich würde mir wünschen, dass es mehr Geld gibt. Der Regelsatz ist definitiv zu niedrig. Ich muss wirklich jeden Euro zweimal umdrehen, ehe ich ihn ausgebe. Gerade was Lebensmittel betrifft, ist es momentan sehr hart. Ohne die Tafel, die ich einmal in der Woche aufsuche, wäre es noch schwieriger, mit dem Geld auszukommen.

Außerdem würde ich mir wünschen, dass die Regelungen etwas flexibler sind. Zum Beispiel sollte es möglich sein, dass ich mehr arbeiten kann, ohne dass mein Bürgergeld dadurch gekürzt wird. Die Hinzuverdienstgrenzen beim Bürgergeld müssten erhöht werden.

Zusammenfassung

Das Wichtigste zum Interview am Schluss kurz zusammengefasst:

  • Die Erfahrungen von Anna-Lena F. zeigen, dass das Bürgergeld wichtig ist. Es kann Menschen helfen, am Leben teilzuhaben und vor allem ihr Überleben zu sichern.
  • Allerdings gibt es auch Defizite, die bewältigt werden müssen. Dazu gehören beispielsweise die Höhe des Bürgergelds und die Regelungen zur Einkommensanrechnung bei Erwerbstätigkeit.
  • Es bleibt abzuwarten, wie die Politik das Bürgergeld in den nächsten Jahren gestaltet.

Schreibe einen Kommentar