Bürgergeld vs. Grundsicherung im Alter: Die wichtigsten Unterschiede im Überblick

Wer in Deutschland finanzielle Unterstützung zum Lebensunterhalt benötigt, stößt häufig auf die Begriffe Bürgergeld und Grundsicherung im Alter. In diesem Beitrag erfahren Sie die zentralen Unterschiede und erhalten eine praktische Vergleichstabelle.

Datum:

Das deutsche Sozialleistungssystem unterscheidet zwischen dem Bürgergeld (künftig Grundsicherung für Arbeitsuchende) und der Grundsicherung im Alter. Beide Leistungen sichern das Existenzminimum, richten sich aber an unterschiedliche Zielgruppen und unterliegen teils abweichenden Bedingungen. Im Folgenden werden hier auf Bürger & Geld die wichtigsten Unterschiede verständlich erklärt und in einer übersichtlichen Tabelle zusammengefasst.

Was ist Bürgergeld?

Das Bürgergeld ist seit 2023 die Nachfolge von Hartz IV (Arbeitslosengeld II) und richtet sich an erwerbsfähige Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen oder Vermögen bestreiten können. Künftig soll es Neue Grundsicherung oder Grundsicherung für Arbeitsuchende heißen. Es wird beim Jobcenter beantragt und soll neben der finanziellen Unterstützung auch der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt dienen. Zu den Leistungen zählen der Regelbedarf, Kosten für Unterkunft und Heizung sowie zusätzliche Förderungen für Aus- und Weiterbildung.

Was ist Grundsicherung im Alter?

Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ist eine Sozialleistung für Menschen, die die gesetzliche Regelaltersgrenze erreicht haben oder dauerhaft voll erwerbsgemindert sind und deren Einkommen und Vermögen nicht für den Lebensunterhalt ausreichen. Sie wird beim Sozialamt beantragt und deckt den Regelbedarf, angemessene Wohnkosten, Mehrbedarfe sowie Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab.

Tabelle: Vergleich Bürgergeld und Grundsicherung im Alter

KriteriumBürgergeld (SGB II)Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (SGB XII)
ZielgruppeErwerbsfähige Personen (mind. 3 Std. täglich arbeitsfähig)Menschen ab Regelaltersgrenze oder dauerhaft voll erwerbsgemindert
Regelsatz (2025)563 € (Alleinstehende), 506 € (je Partner), Kinder je nach AlterGleich hohe Regelsätze wie Bürgergeld
VoraussetzungErwerbsfähigkeit, BedürftigkeitErreichen der Altersgrenze ODER dauerhafte volle Erwerbsminderung, Bedürftigkeit
Vermögensfreibetrag15.000 € pro Person in der Bedarfsgemeinschaft10.000 € pro Person
VermögensprüfungGroßzügigere Freibeträge, Karenzzeit für VermögenStrengere Prüfung, geringerer Freibetrag, keine Karenzzeit
AntragstellungJobcenterSozialamt/Grundsicherungsamt
LeistungsdauerBis zur Änderung der Bedürftigkeit/ErwerbsfähigkeitIn der Regel für 12 Monate, dann Folgeantrag notwendig
SanktionenMax. 30% Kürzung, kein vollständiger EntzugKeine vergleichbaren Sanktionen, da keine Erwerbsobliegenheiten
PKWPKW darf ohne Angemessenheitsprüfung behalten werdenAngemessenheitsprüfung bei PKW
Aufenthalt im AuslandBis zu 4 Wochen weiter Bezug möglichNach 4 Wochen im Ausland kein Anspruch mehr bis zur Rückkehr

Wichtige Hinweise und Tipps

Wechsel im Rentenalter: Mit Erreichen der Regelaltersgrenze entfällt der Anspruch auf Bürgergeld. Wer weiterhin bedürftig ist, muss Grundsicherung im Alter neu beim Sozialamt beantragen.

Rechtzeitig beantragen: Der Wechsel erfolgt nicht automatisch. Stellen Sie den Antrag auf Grundsicherung im Alter frühzeitig, um Zahlungslücken zu vermeiden. Eine rückwirkende Beantragung von Grundsicherung im Alter ist möglich, im Gegensatz zum Bürgergeld.

Vermögensgrenzen beachten: Das Schonvermögen liegt beim Bürgergeld höher als bei der Grundsicherung im Alter. Prüfen Sie Ihre Vermögenssituation, bevor Sie einen Antrag stellen.

Karenzzeit nutzen: In den ersten 12 Monaten werden die tatsächlichen Wohnkosten übernommen. Danach erfolgt eine Prüfung auf Angemessenheit. Das ist die Karenzzeit.

Zusatzleistungen: Beim Bürgergeld gibt es spezielle Förderungen für Aus- und Weiterbildung, bei der Grundsicherung im Alter werden Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung übernommen.

Unterhaltsrückgriff: Bei der Grundsicherung im Alter wird nur auf das Einkommen von Angehörigen zurückgegriffen, wenn dieses über 100.000 Euro im Jahr liegt.

Zusammenfassung zum Unterschied Bürgergeld und Grundsicherung im Alter

Das Wichtigste zum Schluss kurz zusammengefasst:

Bürgergeld (Neue Grundsicherung oder Grundsicherung für Arbeitsuchende) und Grundsicherung im Alter verfolgen das gleiche Ziel – die Sicherung des Existenzminimums –, unterscheiden sich aber in Zielgruppe, Vermögensfreibeträgen, Zusatzleistungen und Zuständigkeiten. Wer das Rentenalter erreicht, muss aktiv von Bürgergeld auf Grundsicherung im Alter umsteigen und sollte rechtzeitig alle Unterlagen beim Sozialamt einreichen, um finanzielle Engpässe zu vermeiden.

Redakteure

  • dt e1691505015533

    Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich  abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.

    Alle Beiträge ansehen
  • ik
    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

    Alle Beiträge ansehen