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Urteil: Jobcenter müssen Strom der Gastherme bezahlen – das ändert sich jetzt für Bürgergeld-Empfänger!

Wenn das Geld ohnehin knapp ist, zählt jeder Euro: Jetzt urteilte die Rechtsprechung eindeutig – Jobcenter müssen beim Bürgergeld auch den Betriebsstrom der Gastherme als Unterkunftskosten berücksichtigen. Der folgende Artikel stammt vom Nachrichtenmagazin Bürger & Geld des Vereins Für soziales Leben e. V.

Viele Bürgergeld-Beziehende übersehen diesen Punkt auf ihrem Bescheid: Der Strom, der zum Betrieb der eigenen Gastherme nötig ist, zählt zu den Kosten der Unterkunft – und muss von den Jobcentern übernommen werden. Das zeigen neue Gerichtsentscheidungen, die Betroffenen jetzt bitter benötigte Entlastung bringen.

Rechtsprechung: Stromkosten für Heizung gehören zur Unterkunft

Mehrere Landessozialgerichte stellten klar: Der Betriebsstrom einer Gasetagenheizung ist integraler Bestandteil der Heizkosten. Damit dürfen Jobcenter diese Ausgaben nicht pauschal ablehnen.
So entschied etwa das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen (Az. L 19 AS 1643/22), dass der zum Betrieb der Gastherme nötige Strom mit einem Anteil von bis zu 5 % der Brennstoffkosten zu berücksichtigen ist.

Was das konkret für Bürgergeld-Empfänger bedeutet

Das Urteil hat große Bedeutung für viele Mieter in Altbauwohnungen mit Gasthermen. Wer seine Heizkostenabrechnung beim Jobcenter einreicht, sollte den Betriebsstromanteil gesondert ausweisen.
Nach gängiger Verwaltungs- und Gerichtspraxis erkennen die Jobcenter höchstens fünf Prozent der Brennstoffkosten als angemessenen Betriebsstrom an. Das gilt bundesweit als Orientierung.

Beispielrechnung: Wie viel das ausmacht

In der Praxis ergibt sich daraus eine spürbare Entlastung, wie die folgende Übersicht zeigt:

Monatliche Brennstoffkosten (Gas)Anerkannter Betriebsstrom (5 %)Monatliche Erstattung
100 €5 €5 €
160 €8 €8 €
220 €11 €11 €
300 €15 €15 €

„Dieser Anteil ist kein Luxus, sondern notwendig, um eine Gastherme überhaupt zu betreiben“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins Für soziales Leben. Viele Jobcenter hätten den Stromanteil bislang unzulässig den Haushaltsstromkosten zugerechnet.

Verantwortung der Jobcenter

Laut der Bundesagentur für Arbeit müssen Jobcenter von Amts wegen prüfen, welche Heizungsart im Haushalt besteht. Wird eine Gasetagenheizung genutzt, ist der zugehörige Strom als Teil der Unterkunftskosten zu übernehmen – unabhängig davon, ob ein Pauschalbetrag für Haushaltsstrom gezahlt wird.

Was Betroffene jetzt tun sollten

Empfängerinnen und Empfänger des Bürgergelds sollten in ihrer nächsten Heizkostenabrechnung besonders auf den separaten Posten „Betriebsstrom Gastherme“ achten.
Wird dieser nicht bereits im Schreiben des Versorgers aufgeführt, kann er rechnerisch mit fünf Prozent der Gesamtkosten über die letzten zwölf Monate geltend gemacht werden.

FAQ: Häufige Fragen zum Betriebsstrom

Wer kann den Betriebsstrom geltend machen?

Alle Bürgergeld-Berechtigten, die in einer Wohnung mit eigener Gastherme wohnen und deren Stromverbrauch für die Heizungsanlage über den Haushaltszähler läuft.

Wie wird der Betrag nachgewiesen?

Entweder durch eine Angabe des Vermieters oder Versorgers – oder, wenn diese fehlt, durch eine pauschale Berechnung in Höhe von bis zu fünf Prozent der Brennstoffkosten.

Was tun, wenn das Jobcenter ablehnt?

In Widersprüchen sollte auf die Urteile der Landessozialgerichte verwiesen werden. Sozialberatungsstellen und gemeinnützige Vereine unterstützen bei der rechtssicheren Formulierung.

Fazit

Das jüngste Rechtsverständnis stärkt Menschen, die Bürgergeld erhalten, und schafft mehr Fairness in der Kostenübernahme. Denn wer sein Zuhause warm hält, darf nicht auf den Stromkosten für die Gastherme sitzen bleiben.
Bürger & Geld bleibt an dem Thema dran – insbesondere, wie Jobcenter die neuen Vorgaben künftig umsetzen.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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