Für soziales Leben e. V.

gemeinnützig & unabhängig

Stand:

Autor: Experte:

Aufhebungsvertrag: Risiko für Arbeitnehmer oder Chance zum Neuanfang?

Wer einen Aufhebungsvertrag unterschreibt, verzichtet faktisch auf wichtige Schutzvorschriften. Häufig profitieren am meisten die Arbeitgeber. Arbeitnehmer müssen deshalb besonders wachsam sein. Die wichtigsten Stolpersteine und Empfehlungen im Überblick.

Laut Arbeitsrechtsexperten aus Hannover drohen bei einem Aufhebungsvertrag erhebliche finanzielle Nachteile – oftmals greift der Kündigungsschutz nicht mehr. Doch welche Rechte entfallen noch und wann lohnt sich so ein Schritt trotzdem? Was Betroffene jetzt wissen müssen, alle Details bei Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V.

Das steckt hinter dem Aufhebungsvertrag

Ein Aufhebungsvertrag beendet das Arbeitsverhältnis einvernehmlich ohne Kündigung. Unternehmen umgehen dadurch gesetzliche Kündigungsfristen und Mitbestimmungsrechte.​

  • Arbeitgeber bieten diesen Weg meist an, um eine Kündigung zu vermeiden.
  • Oft locken sie mit einer Abfindung oder schnellerem Austritt.
  • Die Vereinbarung muss schriftlich erfolgen und individuell verhandelt werden.​

Wo der Kündigungsschutz entfällt

Rechtsanwalt Christian Lange aus Hannover warnt: „Der Kündigungsschutz greift dann nicht mehr.” Eine Sozialauswahl bleibt aus, die Anhörung des Betriebsrats entfällt, besonderer Kündigungsschutz für Schwangere oder Schwerbehinderte findet keine Anwendung. Zugleich erhöht sich der Druck auf Mitarbeitende häufig massiv.​

Nachteile und Risiken für Beschäftigte

Ein Aufhebungsvertrag birgt oft gravierende Nachteile. Dazu zählen laut Experten und Fachportalen:

  • Risikopotenzial für eine 12-wöchige Sperre beim Arbeitslosengeld oder Bürgergeld.​
  • Verlust der betrieblichen Altersvorsorge oder anderer Sozialleistungen.
  • Kein Rechtsanspruch auf eine Abfindung – und wenn, dann oft niedriger als vor Gericht.​
  • Abfindungssumme ist steuerpflichtig und kann Sozialleistungen reduzieren.​
  • Mündliche Absprache reicht nicht – alles bedarf der Schriftform.​

Vorteile im Ausnahmefall

Für wechselwillige Arbeitnehmer oder unerträgliche Arbeitssituationen kann ein Aufhebungsvertrag Vorteile bieten​

  • Sofortige Beendigung, Abkürzung der Kündigungsfrist.
  • Schneller Neustart beim neuen Arbeitgeber möglich.
  • Gestaltungsfreiheit bei Zeugnissen und Modalitäten.

Eine realistische Abwägung und rechtliche Beratung sind jedoch Pflicht.

Tabelle: Vor- und Nachteile von Aufhebungsverträgen

Vorteil für ArbeitnehmerNachteil für Arbeitnehmer
Flexibler Ausstieg, schneller WechselVerlust Kündigungsschutz, keine Sozialauswahl​
Möglichkeit zur AbfindungsverhandlungSperrzeit beim Arbeitslosengeld ​
Gestaltung von Arbeitszeugnis möglichKein Anspruch auf Abfindung
Individuelle Modalitäten verhandelbarVerlust betrieblicher Altersvorsorge​

Was raten Fachleute?

Juristen mahnen Betroffene zur Vorsicht. „Das Jobcenter wertet einen Aufhebungsvertrag als freiwillige Aufgabe des Jobs.“ Damit droht eine Sperre beim Arbeitslosengeld. Auch sei oft nur ein auf den Arbeitgeber zugeschnittener Vertrag im Umlauf.​

Der Rat vieler Experten: Keinen Aufhebungsvertrag vorschnell unterzeichnen, stattdessen mindestens drei Werktage Bedenkzeit einfordern und anwaltliche Beratung nutzen. Auf diese Weise lassen sich finanzielle Verluste und schlechte Vertragsbedingungen verhindern.​

Fazit

Ein Aufhebungsvertrag birgt oft erhebliche Tücken für Beschäftigte und dient meist dem Interesse des Arbeitgebers. Ohne anwaltliche Beratung können schnell Ansprüche, finanzielle Sicherheiten und wichtige Rechte verloren gehen. Unterschriften sollten grundsätzlich nur nach gründlicher Prüfung gesetzt werden – so der Rat von Anwälten und Verbraucherportalen. Alle Infos auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V..​

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

    Alle Beiträge ansehen Peter Kosick
  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

    Alle Beiträge ansehen Ingo Kosick

Hinweis zur Redaktion und zum Faktencheck
Die Redaktion von Bürger & Geld prüft sämtliche Artikel vor Veröffentlichung sorgfältig nach aktuellen gesetzlichen Grundlagen, offiziellen Statistiken und seriösen Quellen wie Bundesministerien, Sozialverbänden und wissenschaftlichen Studien. Unser Redaktionsteam besteht aus erfahrenen Fachautorinnen für Sozialpolitik, die alle Inhalte regelmäßig überarbeiten und aktualisieren. Jeder Text durchläuft einen strukturierten Faktencheck-Prozess sowie eine redaktionelle Qualitätssicherung, um höchste Genauigkeit und Transparenz zu gewährleisten. Bei allen wesentlichen Aussagen werden Primärquellen direkt im Fließtext verlinkt. Die Unabhängigkeit von Werbung und Drittinteressen sichert neutralen Journalismus – zum Schutz unserer Leserinnen und zur Förderung der öffentlichen Meinungsbildung.


Verantwortlich für die Inhalte auf dieser Seite: Redaktion des Vereins Für soziales Leben e. V. – Ihre Experten rund um Soziale Sicherheit und Altersvorsorge.