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Angemessenheit der Wohnkosten nach der Karenzzeit: Was Bürgergeld-Empfänger jetzt wissen müssen

Erfahren Sie in unserem aktuellen Artikel von Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V., alles über die möglichen Probleme nach Ablauf der Karenzzeit beim Bürgergeld. Wir erklären, was Leistungsberechtigte beim Thema „Kosten der Unterkunft und Heizung“ erwartet, wie Sie reagieren können und welche Rechte Sie haben. Mit praktischen Tipps, einer übersichtlichen Tabelle, FAQs und allen wichtigen Informationen für Ihre Sicherheit und Planung.

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Leistungsberechtigte begegnen dem Problem immer wieder: Nach Ablauf der Karenzzeit prüft das Jobcenter streng die Angemessenheit der Kosten der Unterkunft und Heizung. Liegen Ihre Wohnkosten über den festgelegten Grenzen, müssen Sie die Differenz selbst aufbringen. Das kann starke finanzielle Belastung bedeuten. Doch welche Rechte haben Sie – und was können Sie tun?

Was bedeutet die Karenzzeit beim Bürgergeld?

Die Karenzzeit markiert eine Schutzphase. Während des ersten Jahres nach Bezug von Bürgergeld werden sowohl das Vermögen als auch die tatsächlichen Kosten der Unterkunft vom Jobcenter grundsätzlich akzeptiert, ohne sie im Detail zu prüfen. Nach Ablauf dieser Frist wird es jedoch für viele Betroffene kritisch: Das Jobcenter legt dann strenge Maßstäbe für die Angemessenheit der Wohnkosten an.

Was wird nach der Karenzzeit kontrolliert?

Nach zwölf Monaten endet die Karenzzeit. Dann prüft das Jobcenter:

  • Die Höhe Ihrer Kaltmiete und Heizkosten
  • Die regionale Angemessenheitsgrenze
  • Ob die Wohnung als angemessen gilt (nach Quadratmeterzahl, Haushaltsgröße und regionalen Vorgaben)

Übersteigen Ihre tatsächlichen Kosten die vorgegebene Grenze, erfolgt eine schriftliche Aufforderung, die Wohnkosten zu senken.

Wie bestimmen Jobcenter die Angemessenheit der Unterkunftskosten?

Die Angemessenheit orientiert sich an örtlichen Mietspiegeln, Vergleichswohnungen sowie Pauschalwerten, die für jede Region gelten. Ausschlaggebend sind:

  • Anzahl der Personen im Haushalt
  • Größe der Wohnung (m²)
  • Vergleichsmieten am Wohnort
  • Heizkosten (je nach Verbrauch und Energiestandard)

Für jede Region gibt es eine eigene Tabelle mit Höchstwerten.

Beispiel-Tabelle: Angemessene Bruttokaltmiete und Heizkosten 2025 (Beispielwerte)

HaushaltsgrößeMax. Kaltmiete (€/Monat)Max. Heizkosten (€/Monat)Gesamtkosten (€/Monat)
1 Person42080500
2 Personen540120660
3 Personen660140800
4 Personen780160940
Jede weitere+80+20+100

Hinweis: Diese Werte sind regionale Richtgrößen. Konkrete Beträge erfragen Sie bei Ihrem zuständigen Jobcenter. Ausführliche Informationen zu den jeweils geltenden Richtwerten und gesetzlichen Grundlagen finden Sie auch auf der offiziellen Seite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).

Was passiert bei Überschreitung der Grenzen?

Übersteigen Ihre Wohnkosten nach der Karenzzeit die akzeptierten Werte, fordert Sie das Jobcenter schriftlich auf, die Kosten zu senken. Handeln Sie nicht oder finden keine günstigere Wohnung, müssen Sie die Differenz aus Ihrem Regelsatz selbst zahlen. Die Gefahr dabei: Bleibt am Ende weniger Geld für den Lebensunterhalt!

Welche Möglichkeiten haben Sie?

  • Wohnungswechsel: Suchen Sie eine günstigere Wohnung, um die Grenze einzuhalten.
  • Untervermietung: Kann zeitweise helfen, die Kosten zu senken.
  • Antrag auf Übernahme der tatsächlichen Kosten: In besonderen Härtefällen (z. B. Gesundheit, Behinderung) kann ein weiterer Übernahmezeitraum beantragt werden.
  • Widerspruch: Sind die Grenzwerte nicht nachvollziehbar oder die Wohnungssuche erfolglos, kann ein Widerspruch sinnvoll sein.

Härtefallregelungen und Ausnahmen

Manchmal ist es unmöglich, die Wohnkosten zu senken: Bei Krankheit, Pflegebedarf, Behinderung oder fehlendem Wohnungsmarkt können Ausnahmen gelten. Oft muss dies jedoch ausführlich mit Nachweisen begründet werden.

Wie reagieren Sie am besten?

  • Prüfen Sie regelmäßig die Angemessenheitsgrenze in Ihrer Region.
  • Suchen Sie rechtzeitig das Gespräch mit Ihrem Sachbearbeiter.
  • Lassen Sie sich von Beratungsstellen (z. B. Sozialverbänden, Mietervereinen) unterstützen.
  • Dokumentieren Sie erfolglose Wohnungssuche sorgfältig.

FAQ: Die häufigsten Fragen zur Prüfung der Kosten nach der Karenzzeit

Was ist die Karenzzeit beim Bürgergeld?

Während des ersten Jahres nach Bürgergeldbezug werden Ihre tatsächlichen Wohnkosten anerkannt. Danach prüft das Jobcenter, ob diese noch angemessen sind.

Wie erfahre ich die aktuellen Grenzwerte für meine Region?

Fragen Sie beim örtlichen Jobcenter nach oder informieren Sie sich auf dessen Website. Die Werte können jährlich angepasst werden.

Muss ich sofort umziehen, wenn meine Wohnung zu teuer ist?

Nein. Zuerst werden Sie schriftlich zur Kostensenkung aufgefordert. Sie haben meist sechs Monate Zeit, eine günstigere Lösung zu finden.

Was passiert, wenn ich keine günstigere Wohnung finde?

Das Jobcenter übernimmt nur noch die angemessenen Kosten. Die Differenz zahlen Sie aus eigener Tasche, dies sollte jedoch vermieden werden.

Gibt es Ausnahmen, wenn z. B. gesundheitliche Gründe vorliegen?

Ja. In besonderen Härtefällen können die tatsächlichen Kosten auch länger übernommen werden. Reichen Sie hierfür entsprechende Nachweise ein.

Fazit: Frühzeitiges Handeln hilft!

Am Ende der Karenzzeit empfiehlt sich eine sorgfältige Vorbereitung. Informieren Sie sich rechtzeitig über die regionalen Grenzwerte und suchen Sie Unterstützung. So vermeiden Sie finanzielle Nachteile und bleiben auf der sicheren Seite.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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