Sozialhilfe für immer mehr Pflegeheim-Bewohner – kritischer Zustand erreicht

Sozialhilfe für immer mehr Pflegeheim-Bewohner – kritischer Zustand erreicht
Foto des Autors

von

geprüft von

Die Kosten für einen Platz in einem Pflegeheim sind in den letzten Monaten bundesweit stark gestiegen. Am teuersten sind Heimplätze in NRW. Immer mehr pflegebedürftige Menschen sind auf Sozialhilfe angewiesen. Sozialhilfe ist dem Bürgergeld verwandt, es handelt sich aber im Sozialhilfe zur Heimpflege. Sozialhilfe bei einer Unterbringung in einem Pflegeheim oder Seniorenheim muss beantragt werden, wenn die eigene Rente oder das eigene Vermögen nicht ausreicht, um die Kosten des Heimplatzes zu bezahlen.

Es sind die stark angestiegene Kosten für Energie, Nahrungsmittel und Betreuung- und Pflegepersonal, die die Kosten für einen Platz in Pflegeheimen haben steigen lassen. Kosten von über 2000 bis über 3000 Euro kann fast niemand aus eigener Tasche, eigener Rente bezahlen. Die Sozialhilfe muss einspringen. Doch die Frage lautet: ist das System Pflegeversicherung und Sozialhilfe stabil genug für Gegenwart und Zukunft?

Pflegesystem fährt auf einen Abgrund zu

Das deutsche Pflegesystem nähert sich immer mehr einem Absturz. Der Vorsitzende des Bundesverbands der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB) äußerte diese Befürchtung.

Kosten in den Pflege-Einrichtungen für Unterbringung, Energie und Verpflegung, aber auch die hohen Kosten für das Pflegepersonal werden als Grund genannt. Selbstverständlich werden die Kosten – soweit sie nicht von der Pflegeversicherung getragen werden, auf die Bewohner umgelegt und sind von diesen zu zahlen.

Doch viele, in manchen Einrichtungen sogar die überwiegende Zahl der Bewohner eines Pflegeheims können das nicht. Immer mehr ältere Menschen und sonstige Bewohner von Pflegeheimen sind auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen.

Viele Pflegeheim-Bewohner abhängig von Sozialhilfe

In vielen Pflegeheimen betragen die Zuzahlungen, die Bewohner aus eigener Tasche zu leisten haben, zwischen 2000 und 3000 Euro. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt sind Pflegeheime in NRW am teuersten.

Nehmen wir das Beispiel von Egon K. Er wohnt seit einem Jahr in einer Einrichtung in NRW. Er hat eine Rente von ca. 1.500 Euro und Mieteinnahmen in dieser Höhe. Das reicht für den Aufenthalt im Pflegeheim, denn die Zuzahlung beträgt 2800 Euro. Zuzahlung, das sind die Kosten, die die gesetzliche Pflegeversicherung nicht abdeckt.

Wer jedoch nur über eine kleine Rente verfügt, muss Sozialhilfe beantragen. So Karin F. Sie hat nur eine Rente von 1.200 Euro. Für die Kosten des Pflegeheims, die sie mit ihrer Rente nicht bezahlen kann, springt das Sozialamt ein. So ist Karin F. im Alter zu einer Sozialhilfe-Bezieherin geworden.

Gestiegene Kosten in Pflegeheimen zu Lasten der Bewohner

Die Heimkosten steigen immer mehr und die  Bewohner eines Pflegeheims müssen immer mehr bezahlen für den privaten Anteil am Pflegeplatz: Denn: Geldzahlungen der Pflegekassen bleiben weitgehend unverändert. Fakt ist: die Heimentgelte sind im Vergleich  von 2022 zu 2023 monatlich um etwa 300 Euro angestiegen. In früheren Jahren lag die Erhöhung nur bei ca 100 Euro.

Pflegeexperten müssen mehr eingebunden werden

An den Gesetzen im Pflegebereich werden Pflegeexperten oft nicht ausreichend beteiligt. Die Gesetze werden sehr schnell verabschiedet; eine genaue Analyse durch Experten ist nicht möglich. Das beklagt der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB), wie es auch in der Presse zu lesen ist.

Hier sind dringend Änderungen im Verfahren vorzunehmen. Es ist doch klar, das Fachleute ausreichend Zeit haben müssen, um Stellungnahmen abzugeben. Stellungnahmen erfordern Vorarbeit und Vorarbeit braucht Zeit.

Ist das deutsche Pflegesystem gefährdet?

Es taucht in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob das deutsche Pflegesystem, so wie es gegenwärtig besteht, gefährdet ist.

Was man sieht: Pflege kostet immer mehr Geld, egal, ob zu Hause oder im Pflegebereich. Diese Geld ist bei den Pflegebedürftigen immer weniger vorhanden. Der Staat muss also in Form der Sozialhilfe Geld „zuschießen“. Es ist eine Frage, ob die Leistungen und damit auch die Beiträge im Bereich der Pflegeversicherung ausgebaut werden müssen, oder ob alles so bleiben soll wie bisher und ergänzend die staatliche Sozialhilfe Pflegeheimkosten für Bewohner übernimmt.