Die Rentensysteme in Europa unterscheiden sich erheblich hinsichtlich des Renteneintrittsalters und der Rentenhöhe. Diese Unterschiede spiegeln nicht nur demografische und wirtschaftliche Faktoren wider, sondern auch politische und kulturelle Traditionen. In unserem Beitrag auf Bürger & Geld, dem Nachrichten-Magazin des Vereins Für soziales Leben e.V., werden die wichtigsten europäischen Länder ausführlich verglichen.
Renteneintrittsalter in Europa: Gesetzlich und tatsächlich
Das gesetzliche Renteneintrittsalter variiert in Europa deutlich. Während einige Länder das Rentenalter bereits an die steigende Lebenserwartung koppeln, setzen andere noch auf starre Altersgrenzen. Zusätzlich unterscheiden sich das gesetzlich festgelegte und das tatsächlich genutzte Renteneintrittsalter oft erheblich.
Land | Gesetzliches Renteneintrittsalter | Tatsächliches Renteneintrittsalter | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Deutschland | 67 | Männer: 63,1 / Frauen: 63,2 | Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren möglich |
Frankreich | 64 (ab 2027) | 62,5 | 43 Beitragsjahre für volle Rente |
Italien | 67 | 62 | Viele Schlupflöcher, Frühverrentung verbreitet |
Dänemark | 67 (steigend bis 70) | 65,5 | Automatische Anpassung an Lebenserwartung |
Niederlande | 67 | 65,5 | Koppelung an Lebenserwartung |
Spanien | 66 | 64,7 | Teilzeitmodelle verbreitet |
Österreich | 65 (Frauen: 60, wird angehoben) | 62,5 | Korridorpension ab 62 |
Schweden | 66 | 64,5 | Flexible Modelle, Renteneintritt 63–69 möglich |
Griechenland | 67 | 62,5 | Reformdruck durch demografischen Wandel |
Polen | Männer: 65 / Frauen: 60 | 62 | Viele Reformen geplant |
Luxemburg | 65 | 63,5 | Starke Zusatzpensionen |
Der EU-weite Durchschnitt des gesetzlichen Renteneintrittsalters liegt bei etwa 64 Jahren, das tatsächliche Renteneintrittsalter ist meist etwas niedriger (Männer: 62,6 Jahre, Frauen: 61,9 Jahre).
Rentenhöhe im europäischen Vergleich
Die Höhe der Altersrente hängt in Europa sowohl vom Rentenniveau (Anteil der Rente am letzten Nettoeinkommen) als auch vom durchschnittlichen Einkommen ab. Die Unterschiede sind enorm – sowohl nominal als auch in Bezug auf die Kaufkraft.
Land | Rentenniveau (%) | Durchschnitts-Netto-Rente (nach 45 Beitragsjahren) | Nettolohn pro Monat | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Deutschland | 52,9 | 1.517 € | 2.870 € | Einheitliches Rentenrecht seit 2025 |
Frankreich | 74,4 | 1.864 € | 2.504 € | Hohe Rentenausgaben |
Italien | 81,7 | 1.640 € | 2.009 € | Höchste Durchschnittsrente |
Spanien | 80,3 | 1.493 € | 1.858 € | Rentenniveau hoch, Lohnniveau niedriger |
Österreich | 87,1 | 2.600 € | 2.986 € | Alle Erwerbstätigen einzahlen |
Niederlande | 89,2 | 3.089 € | 3.463 € | Starke Zusatzrenten |
Dänemark | 84,0 | 2.837 € | 3.378 € | Hohe Zusatzrenten |
Luxemburg | 88,7 | 3.521 € | 3.970 € | Sehr hohe Renten, hohe Lebenshaltungskosten |
Portugal | 90,3 | 1.168 € | 1.294 € | Hohes Rentenniveau, niedriges Lohnniveau |
Schweiz | 36,3 | 2.561 € | 7.039 € | AHV gedeckelt, 3-Säulen-System |
Polen | 36,5 | 377 € | 1.033 € | Sehr niedrige Renten |
Bulgarien | 33,8 | 460 € | 1.360 € | Schlusslicht im EU-Vergleich |
Die höchsten Renten werden in Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und Dänemark gezahlt, während die Balkanländer und osteuropäische Staaten wie Bulgarien, Polen und Litauen die niedrigsten Renten aufweisen.
Kaufkraft und Lebenshaltungskosten
Die nominale Rentenhöhe sagt wenig über den Lebensstandard aus, wenn die Preisniveaus nicht berücksichtigt werden. In Kaufkraftstandards (KKS) gerechnet, verringern sich die Unterschiede, bleiben aber deutlich: In Luxemburg liegt die durchschnittliche Altersrente bei 1.681 KKS, in Bulgarien bei 437 KKS.
Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittlichen Altersrenten in Europa, gemessen in Kaufkraftstandards (KKS). Diese Einheit berücksichtigt die unterschiedlichen Preisniveaus in den Ländern und ermöglicht so einen fairen Vergleich der realen Rentenkaufkraft.
Land | Durchschnittliche Altersrente (KKS) |
---|---|
Luxemburg | 1.681 |
Niederlande | 1.578 |
Dänemark | 1.550 |
Österreich | 1.480 |
Deutschland | 1.350 |
Frankreich | 1.340 |
Spanien | 1.320 |
Italien | 1.310 |
Finnland | 1.300 |
Portugal | 1.100 |
Polen | 650 |
Bulgarien | 437 |
Die Werte zeigen: Trotz hoher nominaler Renten in manchen Ländern verringern sich die Unterschiede bei Betrachtung der Kaufkraft erheblich. Luxemburg bleibt Spitzenreiter, während Bulgarien das Schlusslicht bildet.
Trends und Reformen
Anhebung des Rentenalters: Viele Länder erhöhen das Rentenalter schrittweise (z. B. Deutschland, Frankreich, Dänemark). Dänemark plant als erstes Land Europas die „Rente mit 70“.
Koppelung an Lebenserwartung: In Dänemark, den Niederlanden und Schweden wird das Rentenalter automatisch an die steigende Lebenserwartung angepasst.
Flexibilisierung: Skandinavische Länder und die Schweiz bieten flexible Modelle mit Abschlägen oder Zuschlägen je nach Eintrittsalter.
Einbeziehung aller Erwerbstätigen: Österreich erzielt durch die Einbeziehung aller Erwerbstätigen (auch Beamte und Selbstständige) und höhere Beitragssätze ein besonders hohes Rentenniveau .
Zusammenfassung zum Vergleich der Rente in europäischen Ländern
Die Rentensysteme Europas sind äußerst unterschiedlich gestaltet. Während in Nordeuropa und Westeuropa das Renteneintrittsalter meist höher und die Renten großzügiger sind, hinken viele osteuropäische Länder bei der Rentenhöhe hinterher. Die Entwicklung geht klar in Richtung späterer Renteneintritt und stärkerer Eigenvorsorge. Dennoch bleibt die soziale Absicherung im Alter ein zentrales Thema der europäischen Politik und wird weiterhin von Reformen geprägt sein.